top of page

Auslandsaufenthalte
von angehenden und ehemaligen Lehramtsstudierenden der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Willkommen auf der Webseite Abenteuer in der Ferne! Auf den nächsten Metern nach unten scrollend erwarten dich tolle Geschichten, Erlebnisse und Anekdoten von jetzigen und ehemaligen Studierenden der MLU.

Hinweis: Für eine bessere Ansicht und Gewährleistung, dass alle Elemente korrekt angezeigt werden, wechsel am besten in die Desktop-Ansicht! :)

Céline

Studiengang: Lehramt an Gymnasien, Fächer: Ethik & Englisch

Fremdsprachenassistenz, Oktober 2021 bis Mai 2022

Gastinstitution: Park View School, Church Chare, Durham, Vereinigtes Königreich

Das UK stand für mich von Anfang an fest, weil ich den britischen Akzent gegenüber anderen bevorzuge und mich auch die Kultur sehr interessiert. Durham konnte ich mir nicht direkt aussuchen, denn ich konnte nur grobe Regionen angeben, in die ich gerne reisen würde. Dass ich so eine tolle Stadt und Schule zugewiesen bekomme, war dann einfach Glück.

Die Schule wurde mir als Praktikumsplatz über das Fremdsprachenassistenzprogramm des British Council und des Pädagogischen Austauschdienstes zugewiesen. Bei der Bewerbung konnte ich drei Wunschgebiete angeben und habe meinen Zweitwunsch bekommen.

Bei den Reisevorbereitungen hat es mir sehr geholfen, mich der Facebook Gruppe des PAD hinzufügen zu lassen, in der wir gemeinsam eine WhatsApp-Gruppe der aktuellen deutschen Fremdsprachenassistenten im UK erstellt haben. In dieser konnten wir uns immer über die nächsten Schritte austauschen und zudem die Begeisterung über das anstehende Abenteuer teilen. Außerdem habe ich mich an dem vom British Council bereitgestellten Booklet für die FSA orientieren können, welches Auskunft über die einzelnen Schritte wie beispielsweise das Visum gab. Vor Anreise war es außerdem Pflicht, ein Seminar zum Thema Kindeswohl online durchzuführen. Zusätzlich gab es in dem Portal auch Kurse zur englischen Sprache und Kultur, die man ebenfalls freiwillig absolvieren konnte.

Zudem habe ich mit meiner Mentorin Kontakt aufgenommen, sobald ich das offizielle Jobangebot bekommen hatte. Wir haben uns dann über Zoom getroffen und ich konnte sie schon mal etwas kennenlernen und ihr Fragen zu meinen zukünftigen Tätigkeiten und dem Leben in England stellen. Generell war sie für mich immer erreichbar und hat mir ihre Handynummer gegeben, sodass ich sie anrufen oder ihr schreiben konnte, wenn ich noch Fragen hatte.

Ich habe mir dann über das englische „WG-gesucht“ namens spareroom ein Zimmer in einem „shared house“ gesucht und dann die 8 Monate hier gewohnt. Die Mieten sind recht teuer, sodass es sich lohnt, früh mit der Suche nach einem Wohnort zu beginnen. Ich habe in Framwellgate Moor gewohnt, was einen Teil von Durham darstellt und ca. 20 Minuten mit dem Bus von Chester-le-Street entfernt ist. Es gibt 3 Buslinien, die nach Chester-le-Street und in das Zentrum von Durham führen. Ich habe mir immer ein Monatsticket über die App „GoNorthEast“ gekauft. Die anderen beiden FSA an meiner Schule haben in Newcastle gewohnt. Das ist auch machbar, dann fährt man allerdings etwa 45 Minuten mit dem Bus zur Schule. Es gibt auch eine direkte Busverbindung von

Durham nach Newcastle. Als Bank habe ich Revolut genutzt, da es mit dieser sehr einfach und kostenlos ist, Geld vom deutschen Konto auf das englische zu übertragen und in Pfund umzuwandeln.

Meine Praktikumseinrichtung war die Park View School, eine Gesamtschule im Nordosten von England. In der Schule lernen insgesamt etwa 2500 Schüler. Sie besteht aus zwei Gebäudekomplexen namens Church Chare und North Lodge. In North Lodge werden die Kinder der 7. und 8. Klasse unterrichtet und in Church Chare von Klasse 9 bis 13. Die Komplexe sind etwa 30 Minuten Fußweg voneinander entfernt. Es gibt jedoch auch eine Busverbindung bzw. Mitfahrgelegenheiten von Lehrern, die regelmäßig zwischen den Orten mit dem Auto pendeln. Ich war nur die ersten zwei Wochen während meiner Hospitationen in North Lodge, da mich vor allem die Oberstufe und die 11. Klassen zur Vorbereitung auf deren Prüfungen gebraucht haben, da sie aufgrund des Lockdowns nicht so viele Möglichkeiten zur Sprachpraxis hatten. Die Sixth Form, also die Oberstufe, hat ein eigenes Gebäude auf dem Church Chare Campus. Etwa 200 Lehrer unterrichten an der Park View School. In der 11. Klasse absolvieren alle ihre GCSE-Levels (vergleichbar mit dem Realschulabschluss) und danach können sie, wenn sie möchten, auch ihre A-Levels (das Abitur) abschließen. Jedes Jahr gibt es einen spanischen, einen französischen und einen deutschen Fremdsprachenassistenten zur authentischen Unterstützung des Fremdsprachenunterrichts. Im Schuljahr 2021/2022 hatte ich das Vergnügen, als deutsche Fremdsprachenassistentin an der Park View School zu arbeiten.

Da ich bis zum Erhalt meines DBS-certificate (englisches Führungszeugnis) noch nicht allein mit Schülern sein durfte, bin ich die ersten zwei Wochen bei den anderen Deutschlehrern mitgelaufen und habe im Unterricht vorrangig hospitiert und mich den Klassen vorgestellt. Zur Planung habe ich für jede Woche einen Stundenplan bekommen. Dann folgte der permanente Stundenplan und ich konnte mit der eigentlichen Arbeit beginnen. Außerdem hatte ich ein Google Doc, wo meine Mentorin oder die anderen Deutschlehrer immer kurz in einer Tabelle zusammengefasst haben, was ich mit den einzelnen Klassen pro Woche machen soll. Organisatorisch läuft an der Park View School sehr viel über Google Plattformen. Man bekommt eine eigene berufliche E-Mail-Adresse und einen Google Drive, wo man all seine Dokumente hochladen und mit Schülern und Kollegen teilen kann. Zum Glück ist England in Sachen Digitalisierung sehr viel besser aufgestellt als Deutschland, sodass jeder Raum eine interaktive Tafel hat und man für die Schüler auch kleine Laptops ausleihen kann, um sie für den Unterricht zu nutzen. Auch die Schüler haben alle eine schulinterne E-Mail-Adresse.

Insgesamt habe ich sowohl themenbezogene, kulturelle Stunden vor ganzen Klassen gegeben, als auch in Kleingruppen für jeweils ein paar Minuten mit Schülern außerhalb der Klassen gearbeitet. Zudem war ich oft „team teaching“ Partner der Lehrkraft im Unterricht und habe Texte vorgelesen, den Schülern während des Arbeitens geholfen, kleine Aktivitäten geleitet und einfach dort geholfen, wo man mich gerade gebraucht hat. Zum Beispiel habe ich Unterrichtsstunden zu den Themen Weihnachtsmärkte, Nikolaustag und Ostern gehalten und dabei auch etwas mit den Schülern gebastelt.

In England wird viel Frontalunterricht gehalten, der jedoch durch kleine Aktivitäten und Spiele, z.B. mit mini Whiteboards, aufgelockert wird. Die Schüler mussten dann z.B. malen, was ich gesagt habe. Mit den Kleingruppen bin ich jeweils in einen leeren Klassenraum, wenn einer zur Verfügung stand, oder alternativ in die nahegelegene Bibliothek oder die Mensa gegangen. Manchmal haben mich die Lehrer auch gebeten, einen Text mit dem Handy aufzunehmen, während ich diesen vorlese, um die Audiodatei in einer Klasse verwenden zu können, wenn ich nicht anwesend war.

In der Oberstufe hatte ich eins-zu-eins Stunden mit den drei Schülern der 13. Klasse und zwei Kleingruppen mit den fünf Schülern der 12. Klasse. Dafür stand mir ein Klassenraum mit interaktiver Tafel zur Verfügung. Meine Tätigkeit bestand hauptsächlich in der Sprachpraxis, aber auch kulturellen, informativen Stunden. Insbesondere die mündliche Prüfung habe ich mit den Schülern vorbereitet und geübt.

Zudem bekam ich die Möglichkeit, als Cultural Exchange Ambassador innerhalb eines Projektes des British Council ein eigenes Projekt zusammen mit einer englischen FSA in Deutschland und der 9. Klasse in England und einer 6. Klasse in Deutschland (das Sprachniveau ist etwa dasselbe) durchzuführen. Dieses Projekt bestand für uns hauptsächlich in einem Paketaustausch mit kulturellen Gütern und Informationen und wurde vom British Council durch „check-in“ Meetings begleitet. Dies bot mir die Möglichkeit, einen noch engeren Kontakt zur Klasse zu schaffen und meine Fähigkeiten in Bezug auf Organisation, Kommunikations- und „Komplikationsmanagement“ auszubauen. In meinem Stundenplan standen immer nur die 12h/Woche und daran wurde sich seitens der Schule immer gehalten. Ich hatte Dienstag immer meinen freien Tag, den ich oft mit der französischen Fremdsprachenassistentin verbrachte. Da es mir so gut an der Schule gefiel und mir der Job unheimlich viel Spaß gemacht hat, ist es meinerseits jedoch nicht bei den 12 Stunden geblieben. Ich habe zusätzlich noch ein paar Nachhilfestunden gegeben und habe versucht, den teilweise sehr stressigen Alltag der Deutschlehrer so gut es ging zu unterstützen.

Das Lied, was mich vor allem zum Schluss meiner Zeit in England begleitet hat, bereitet mir jedes Mal richtig gute Laune

In den acht Monaten wurde ich immer mit Wertschätzung und Respekt behandelt und bin unglaublich dankbar dafür. Jeder Lehrer an der Schule ist mir immer freundlich begegnet, hat mich auf den Gängen gegrüßt und besonders im MFL (Modern Foreign Languages) Büro habe ich mich immer als Kollegin und vollständige Lehrerin und nicht nur als Assistentin gefühlt. Dieses Arbeitsklima habe ich immer sehr zu schätzen gewusst und bin sehr dankbar dafür. Außerdem gibt es einen Teamgeist, den ich so in Deutschland noch nicht erlebt habe. Sobald es einer Lehrkraft nicht gut ging, weil irgendetwas in der Klasse oder mit Kollegen vorgefallen war, war immer ein anderer Lehrer da und hat sich sowohl emotional als auch organisatorisch gekümmert und hat beispielsweise in der Klasse kurz die Stellung gehalten, damit sich der Klassenlehrer einen Moment zum Durchatmen nehmen konnte. Dieser Zusammenhalt hat mich tief beeindruckt und ich habe mich dadurch immer sicher und unterstützt gefühlt, weil ich wusste, dass ich im Ernstfall nie allein mit Komplikationen umgehen müsste. Zum Glück sind mir diese jedoch erspart geblieben und ich empfand die Schüler generell sehr respektvoll.

Da ich auch in Deutschland in einem Orchester spiele, habe ich direkt am Anfang eine typisch englische Brass Band kontaktiert, die mich mit offenen Armen empfing. Da der Probenort etwas abgeschieden lag, wurde ich auch immer von jemandem im Auto mitgenommen. Es gibt in der Umgebung einige Ranches, wo man reiten kann und in Newcastle gibt es Museen, ein Theater und die verschiedensten Sportangebote. Sehenswerte Städte wie York und Edinburgh sind mit dem Zug gut zu erreichen und selbst nach London sind es nur wenige Stunden Zugfahrt.

das Musikstück was ich zwei Monate jede Woche vier Stunden mit meinem Orchester für einen Wettbewerb geprobt habe:

Mein Lieblingsplatz in Durham war eindeutig das Cafedral. Kuchen und Kaffee haben dort einfach mega gut geschmeckt und das Ambiente war richtig süß mit ganz vielen Pflanzen und individuellen Möbeln!

Mein Tipp: Achtung vor Scammern! Informiert euch gründlich über die Art und Weise, wie Betrüger im Ausland arbeiten, da gerade Ausländer ein schnell gefundenes Opfer darstellen. Ich selbst bin leider auf einen sehr professionell gestalteten Bankscam reingefallen.

Wenn ich ehrlich bin, hat es mir hier so gut gefallen, dass ich gern länger geblieben wäre. Mir hat die Arbeit mit den Schülern und den Kollegen sehr viel Spaß gemacht und ich habe mich an der Park View School immer sehr wohl gefühlt. Wer an diese Schule kommt, bekommt eine unheimlich große Chance, einen intensiven Einblick in den Lehreralltag in England (aber auch generell) zu bekommen und mit der Unterstützung der Lehrer dort an sich zu wachsen und an Erfahrung zu gewinnen. Zusätzlich bietet der Aufenthalt die Möglichkeit, in die Kultur des Landes einzutauchen, sich intensiv mit der Sprache auseinanderzusetzen und die feinen Details des britischen Lebens zu lernen, die man nicht im Englischunterricht in der Schule oder im Studium an der Universität lernt. Ich kann nur empfehlen, sich hier ein Hobby zu suchen, wo man auf „Landsleute“ trifft.

Mein Orchester hat mir noch einmal einen ganz anderen Einblick in die Kultur (und vor allem den

Geordie Accent) gegeben, den ich sonst nicht bekommen hätte. Wer auch immer das hier

liest: Ich wünsche dir eine erfahrungsreiche, aufregende und vor allem glückliche Zeit in England!

Das UK stand für mich von Anfang an fest, weil ich den britischen Akzent gegenüber anderen bevorzuge und mich auch die Kultur sehr interessiert. Durham konnte ich mir nicht direkt aussuchen, denn ich konnte nur grobe Regionen angeben in die ich gerne reisen würde. Dass ich so eine tolle Stadt und Schule zugewiesen bekomme, war dann einfach Glück.

Pascal

Studiengang: Lehramt an Gymnasien, Englisch & Sport

Auslandssemester, Januar bis Mai 2022

Gastinstitution: University of Jyväskylä, Finnland

Mein Aufenthalt in Finnland bestand aus einem Auslandsstudium über Erasmus und zusätzlich noch einem weiteren freiwilligen Aufenthalt, der über diesen Zeitraum hinausging. Das Semester ging von Januar bis Mai 2022 und ich war in Finnland von August 2021 bis April 2023 (bin also momentan noch hier). Vorbereitet habe ich den Aufenthalt, indem ich im Jahr zuvor (2020) schon etwa einen Monat hier verbracht habe und Kontakte aufgebaut habe. Dies habe ich dann genutzt, um hier schneller Fuß zu fassen. Außerdem habe ich seit meinem ersten Aufenthalt 2020 (mehr oder weniger engagiert) versucht, Finnisch zu lernen. Meinen „Umzug“ habe ich dann zusammen mit meiner Familie gemacht, die eine kleine Tour durch Dänemark, Schweden und Finnland mit mir gemacht hat. Für das Studium speziell haben mir Dozierende und Betreuende der Uni (sowohl in Halle, als auch in Jyväskylä) geholfen. Außerdem bekommt man zur Vorbereitung einen Leitfaden mit einigen Schritten im Portal Mobility Online, in welchem man über alle bürokratischen Hürden geführt wird. Was mir ein paar Schwierigkeiten bereitet hat, war das Learning Agreement, in dem geregelt ist, welche Kurse man an der Gastuni belegen wird. Einige Kurse, die auf der Website der Universität Jyväskylä angegeben waren, wurden im Zeitraum in dem ich hier war leider nicht angeboten. Das Learning Agreement ist aber jederzeit während des Austauschs anpassbar, also konnte ich hier einfach andere Kurse wählen. Meine Dozenten waren bei der Wahl der Kurse sehr hilfreich und entgegenkommend. Die Reise an sich war sehr entspannt und die nötigen Papiere sind auch einfach zusammenzutragen, dank der Mitgliedschaft beider Länder in der EU.

Die meisten Austauschstudierenden haben in WGs gelebt, soweit ich das mitbekommen habe. Bei den Finnen ist das ähnlich wie in Deutschland. Viele Finnen leben in WGs, viele aber auch in eigenen Wohnungen. Ich bin in einer privaten Wohnung untergekommen, da ich mich schon außerhalb des Austauschzeitraumes in Finnland befand. Alle anderen Austauschstudenten die ich kennen gelernt habe, haben in Studentenwohnheimen gewohnt. Diese sind allesamt sehr gut ausgestattet, recht günstig (vergleichbar mit Wohnheimen in Halle) und bieten sehr viele Möglichkeiten, andere Studenten kennenzulernen. Es gibt frei nutzbare Saunen, Mensen, und Gemeinschaftsräume in oder in der Nähe der Wohnheime.

Die JYU hat ein breit gefächertes Angebot an Psychologie- und Erziehungswissenschaftskursen. Die Wahl der Kurse war wie schon beschrieben am Anfang etwas umständlich, aber dann auch recht unproblematisch. Die Dozenten, die ich hatte, waren alle sehr gut qualifiziert und haben sich Mühe gegeben, sind vor allem Austauschstudenten entgegen gekommen. Auch die fachliche Betreuung war stets hilfsbereit. Die Einschreibung im Unieigenen System Sisu (Pendent zu StudIP) war recht kompliziert, aber hierüber wird man in den Einführungsveranstaltungen informiert.

Ich hatte an der Uni Jyväskylä folgende Veranstaltungen:

  • Education in Finnland (freiwillig, keine Anerkennung),

  • My Finnish (freiwillig, keine Anerkennung),

  • Finnish History, Culture and Society (freiwillig, keine Anerkennung),

  • Asssessing Functional Capacity (Trainingswissenschaftliche Veranstaltung, wurde angerechnet, 2 ECTS),

  • Physical Activity and Ageing (Sportmedizinische Veranstaltung, wurde angerechnet 3 ECTS),

  • Experimental Developmental Psychopathology (sollte angerechnet werden, wurde aber nicht, 3 ECTs),

  • Psychology of Language (wurde angerechnet, 3 ECTS),

  • Trauma and Violence (wurde angerechnet, 3 ECTS).

Mit den letzten drei Veranstaltungen sollten die drei Veranstaltungen des Moduls „Pädagogische Psychologie in Kompetenzbereichen“ ersetzt werden. Die einzige Schwierigkeit, die sich bei einem Austausch nach Finnland ergeben kann, könnte die Umrechnung der Noten sein, da finnische Universitäten eine andere Notenskala verwenden (0 = durchgefallen, 1-5 = bestanden, mit 5 als beste Note). Außerdem habe ich mein Schulpraktikum 1 hier an der Schule Mankolan yhtenäiskoulu gemacht. Das ist eine Schule, an der die Klassenstufen 1-9 unterrichtet werden (1.-6. Klasse ist Grundschule und 7.-9. Klasse Mittelschule). Ich habe mein Praktikum nur in den Klassenstufen 7-9 gemacht.

Zum Anfang war sehr viel online. Wir sind dann erst nach und nach auf On-Campus Formate oder hybride Formate umgeschwenkt. Die Dozierenden habe ich alle als sehr kompetent und kulant erlebt. Auch der Campus und die Unigebäude sind sehr ansprechend und einladend. Ich habe zu meinem Sprachkurs mehrere Prüfungen gehabt (Listening, Speaking, Writing, Reading), und in den meisten anderen Veranstaltungen (die ich mit „wurde angerechnet“ gekennzeichnet habe), musste ich kleine Hausarbeiten (5-6 Seiten) oder mehrere Studienleistungen einreichen. Hausaufgaben gab es lediglich in den Sprachkurs, sonst eher nicht.

Mein Auslandsaufenthalt war und ist besonders durch meinen Einsatz als Floorballtorwart beim finnischen Team O2 Jyväskylä über mehrere Spielzeiten geprägt. Auf der Homepage meiner halleschen Mannschaft, dem USV Halle Saalebiber, habe ich dazu einen Bericht geschrieben: Wie bin ich überhaupt hier gelandet? Viele werden sich sicherlich noch an „unseren Finnen“, Olli Myllys, erinnern. Dieser spielte seit der Saison 2016/17 für drei Saisons im Dress der Saalebiber, sowie in der vorzeitig abgebrochenen Coronasaison 2020/21. Schon im ersten Coronasommer 2020 ermöglichte Olli mir, zusammen mit unserer #10 Janosch Fuchs, bei den Floorballgrößen O2 Jyväskylä (1. Division) und der U21 von Happee (1. Liga und regelmäßiger Playoffteilnehmer) für einige Wochen mitzutrainieren. Für mich war diese Erfahrung so wertvoll, dass ich mich dazu entschied die geknüpften Kontakte zu nutzen und bei beiden Teams anzufragen, ob ein Torhüter für die nun abgeschlossene Saison 2021/22 benötigt wird. Glücklicherweise war das Akademieteam von O2 Jyväskylä zu diesem Zeitpunkt auf einer Suche nach einem Torhüter um in der Suomisarja, der dritthöchsten finnischen Liga, zu bestehen. Diese Möglichkeit konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Und so verbrachte ich bereits ein paar Wochen des Sommers 2021 mit dem Team und stieß ein paar Wochen vor Beginn der Saison endgültig zum Team. Wie man sich vorstellen kann, verlief der Beginn der Saison etwas holprig. Nicht nur für mich, sondern auch für das Team, welches auch neu in der Liga war – aller Anfang ist schwer. Nach nur einem Punkt aus fünf Spielen und nicht wirklich überzeugenden Performances meinerseits begann ich aber langsam mich in das Team einzufinden. Das Tempo des Spiels und die taktischen Anforderungen, auch an den Torhüter, waren weitaus höher als ich es aus der zweiten Bundesliga in Deutschland gewohnt war. Aber Stück für Stück avancierte ich zu einem ebenbürtigen Rivalen für meinen Torhüterkollegen, mit dem ich mir die Spielzeit gleichmäßig einteilte. Mein Trainer sah von Anfang an mein Potential und gab mir immer wieder Gelegenheiten mich zu beweisen, bis ich schließlich mein bestes Spiel der Saison ablieferte und einen Sieg nach Verlängerung im siebten Spiel mit dem Team feiern konnte. Diese Punkte waren enorm wichtig im Kampf um den Klassenerhalt – dachten wir zumindest zu diesem Zeitpunkt. Doch mein Torhüterkollege und ich verbesserten uns kontinuierlich und wurden weiterhin recht gleich viel eingesetzt. Jetzt gab es auch immer mehr Lob von allen Seiten für meine Leistungen und mein Selbstbewusstsein war auf dem Höchststand. Auch der Trainer meinte zu mir, wenn ich so weitermachte, würde ich in der nächsten Saison für unsere erste Mannschaft spielen. Natürlich gab es zwischendurch einige Setbacks – wie eine 12:2 Niederlage in Loviisa, oder eine 3:12 Heimniederlage im letzten Saisonspiel im Derby gegen die Zweitvertretung von Happee. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Finnische Floorballverband jedoch schon die Entscheidung getroffen, dass nach dieser Saison kein Team aus der Suomisarja absteigen würde. So beendeten wir die Saison also auf einem Relegationsplatz, der aber keine Bedeutung hatte. Zu den letzten Heimspielen der Saison beehrte uns der Headcoach der ersten Mannschaft mit seinem Besuch. Und nicht lange nachdem die Saison vorbei war wurde mir ein Vertrag angeboten, in der kommenden Saison im Team der ersten Mannschaft zu spielen. Die Entscheidung die ich nun zu treffen hatte war keine einfache. Wie lässt sich das Ganze mit dem Studium vereinbaren? Mit der Familie? Mit der Freundin? Mit Freunden? Finanziell? Doch am Ende habe ich die Entscheidung getroffen, die für mich floorballperspektivisch am meisten Sinn macht: Ich werde eine weitere Saison im Land des mehrfachen Weltmeisters spielen und weiter in der zweithöchsten Liga über mich hinauswachsen. Nun freue ich mich jedoch erstmal darauf, den Sommer ab Ende Mai in Deutschland zu verbringen, ehe das Abenteuer Anfang Herbst von Neuem beginnt.

Ich habe viele Ausflüge gemacht. Mit meinem Team hatte ich häufig Auswärtsspiele in ganz Finnland. Da habe ich jedoch natürlich nichts von den jeweiligen Städten gesehen, sondern war nur zum Spiel da. Mit dem Team hatte ich außerdem eine Weihnachtsfeier auf einer Fähre zwischen Helsinki und Stockholm und wir haben uns zweimal während und nach der Saison eine Hütte in Wäldern unweit von Jyväskylä gemietet und dort das Wochenende verbracht. Mit anderen Austauschstudierenden war ich in Tampere und Helsinki für Tagestrips (man hatte auch von ESN organisierte Trips in die baltischen Staaten, nach Lappland oder zu den Lofoten in Norwegen machen können, davon habe ich aber abgesehen). Und mit meiner Freundin war ich eine Woche lang an verschiedenen Orten in Lappland und wir haben Tages- und Wochenendausflüge in Städte wie Tampere, Turku, Helsinki gemacht.

Außerdem habe ich hier einen meiner Lieblingsplätze überhaupt gefunden. Der liegt zwar nicht in der Stadt, sondern etwa 45 Minuten davon entfernt, aber sollte ja auch zählen. Ein finnischer Freund den ich aus Deutschland über den Sport kennen gelernt habe und der auch in Jyväskylä wohnt, hat hier eine Summer Cottage (wie fast jede finnische Familie). Diese Hütte hat sein Opa selbst auf einer Insel gebaut, es gibt einen kleinen Steg eine Feuerstelle, eine Sauna natürlich, die recht große Hütte und es gibt kein fließendes Wasser und keinen Strom (außer ein kleines Solarpanel das gerade genug für den Kühlschrank produziert) und es ist der ruhigste Ort, den ich kenne. In meinen zweieinhalb Sommern hier habe ich dort einige Wochenenden verbracht.

Mein Song des Aufenthaltes ist definitv "Du Hast" von Rammstein.
Ich weiß nicht, wie häufig ich das bei Karaokeevents mit meinem Team singen musste. Karaoke ist übrigens auch ein großer Teil der finnischen Kultur, so wie Metal und vor allem Rammstein.

Tatsächlich gibt es in Finnland keine wirklichen kulinarischen Spezialitäten, die rein finnisch sind. Als einzige Ausnahmen würde ich hier Mämmi (eine Art Roggenpudding der zu Ostern gegessen wird, den ich aber nicht mochte) und Riisiipirakka (links in den Bildern, übersetzt „Reiskuchen“) nennen, letzteres fand ich gut und habe ich häufiger gegessen. Ich würde jetzt aber nicht sagen, dass das mein neues Lieblingsessen geworden ist. Man kann hier außerdem viel Rentierfleisch finden. Davon habe ich aber nicht allzu viel probiert. Sonst gibt es hier ähnliche Speisen wie in Deutschland: viel Kartoffeln, Nudeln und Reis, Salate, Aufläufe, ...

Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit der Organisation des Austauschs, sowohl seitens der Gastuni, als auch seitens der Uni Halle und des International Office. Jedem Austauschstudenten wird ein finnischer Student als Tutor zugeordnet, der einem jede Frage beantwortet und bei Problemen behilflich ist, ähnlich dem Buddy-Programm an der Uni Halle. Wichtige Personen (zum Beispiel die Koordinatorin der Austauschstudierenden) stellen sich in den Einführungsveranstaltungen vor und sind auch gerne für Fragen offen. Mit meinem Buddy habe ich tatsächlich recht wenig unternommen. Sie hat mich vom Bahnhof abgeholt (als ich nach Weihnachten und Neujahr zu Beginn des Semesters wieder nach Finnland gekommen bin) und ich habe eine Stadtführung mit mehreren Austauschstudierenden und Buddies mitgemacht. Ich hätte jederzeit nach Hilfe fragen können, habe das Angebot aber nicht benötigt.
Ich kann empfehlen, sich nicht nur im Kreis der Austauschstudierenden aufzuhalten, sondern auch in die finnische Gesellschaft und Kultur einzutauchen. Das geht sehr gut beispielsweise über die Sportkurse der Uni, die von der Organisation uMove organisiert sind, oder über studentische Veranstaltungen wie Sitsits (Zusammenkünfte mit anderen Studenten bei denen Kaltgetränke fließen und lustige Lieder gesungen werden). Diese werden über die Kide-App organisiert.

Sonnenaufgang im verschneiten Finnland.
Polarlichter
Mehr Polarlichter
eingeschneites Auto

klick auf die Bilder oder verschiebe sie ↘️

Tatsächlich stand für mich fest, dass ich nach Finnland gehe, schon bevor ich wusste, dass ich hier studieren kann. Der Freund, dem die Summer Cottage gehört, hat mir schon 2020 die Gelegenheit gegeben, bei ein paar Teams mit zu trainieren. Eines der Teams hat dann angefragt, ob ich Lust habe eine Saison dort zu spielen, was ich dann gemacht habe. Nun geht bald meine zweite Saison zu Ende. Dass die Erziehungswissenschaft der Uni Halle mit der in Jyväskylä einen Kooperationsvertrag hat, war dann sehr glücklich für mich. Dadurch konnte ich hier nebenbei auch studieren. Ich wollte unbedingt nach Finnland, da Floorball hier um einiges populärer ist und professioneller praktiziert wird als in Deutschland.

Florian

Studiengang: Lehramt an Gymnasien, Mathe & Informatik

Kombinierter Studien-Praxis-Aufenthalt, Oktober 2022 bis Februar 2023

Gastinstitution: Universität Innsbruck & Akademisches Gymnasium Innsbruck, Österreich

Ich habe mich auf das Stipendium vom ZLB für Innsbruck beworben. Dafür brauchte man ein Motivationsschreiben, einen Leistungsnachweis vom Studium, den Lebenslauf und von einem Dozenten bzw. einer Dozentin ein Empfehlungsschreiben. Das habe ich alles zusammengetragen und abgeschickt.

Nachdem ich die Zusage zum Stipendium hatte, habe ich von der Uni Innsbruck einen Tipp für ein Studentenwohnheim bekommen. Das war aber schon voll. Über das Internet habe ich dann mehrere WGs, Wohnungsangebote und Studentenwohnheime gesucht und angeschrieben. Ein Studentenwohnheim ist es dann geworden.

Und ich habe noch alle Versicherungen gecheckt. Mein Auto ging nochmal in die Werk-statt und bekam Winterreifen. Und dann habe ich noch ein paar Dinge gekauft, wie eine Pfanne und so. Damit ich alles hatte, was ich in Innsbruck brauchen könnte.

Ich habe Analysis 3 (= Funktionentheorie + Gewöhnliche Differentialgleichungen) belegt. An der Uni war fast alles wie in Deutschland. Wöchentliche Übungsaufgaben und dann eine Klausur. Die Übungsaufgaben mussten gelöst werden, aber nicht abgegeben werden und wurden somit auch nicht korrigiert (das wird in Halle gemacht). Die Klausur war deutlich einfacher als in Halle. Der Unialltag war schön. Interessant sind auch die anderen Strukturen. So gibt es hier ein Institut der Fachdidaktiken. Folglich ist eine Zusammenarbeit zwischen den Didaktiken nur einen Flur entfernt (falls genug Platz wäre und nicht einige Didaktiken woanders untergebracht werden müssten). Im Gegensatz ist aber die Entfernung zu den Fachwissenschaften größter. Dieses System ist ein kompletter Gegensatz zu Halle.

Ich habe hier auch mein zweites Schulpraktikum gemacht. Informatik habe ich in Klasse 9 und 10 hospitiert und unterrichtet und Digitale Grundbildung hospitiert in Klasse 7 (in anderen Klassenstufen kommt es nicht vor). In Mathe habe ich in der 5., 7., 8., 10., und 12. hospitiert und unterrichtet (ein paar Stunden auch alleine). Weiter habe ich in einigen bilingualen Klassen hospitiert (Englisch) und in einer zusammengewürfelten Klasse aus Schülern vieler Nationalitäten und Hintergründe.

In meiner Freizeit war ich wandern und habe ein paar Sehenswürdigkeiten abgeklappert, z.B. die Nordkette, Swarovski, Vier-Schanzen-Tournee, Bob- und Skeletonweltcup, Rodelweltcup, Stadttour mit Hofburg, Schloss und co.

In Innsbruck ist vieles schön. Am Inn entlang ist vielleicht der schönste Weg in der Stadt zu finden und ansonsten oben am Berg mit Blick auf Innsbruck. Ich gehe einfach oft hin. Mal zum Quatschen mit jemanden, mal zum Entspannen alleine, mal zum Nachdenken, mal zum Reflektieren, mal um zum Ziel zu kommen, …

Demzufolge sind da viele Gefühlslagen dabei und es ist eher so, dass das der schönste Weg ist und man ihn deshalb nimmt.

Abfahrt

Florian
Abfahrt
Abfahrt
00:07
Video abspielen

Abfahrt

Florian
Abfahrt Tunnel
00:10
Video abspielen

Abfahrt Tunnel

Florian
Abfahrt Ende
00:07
Video abspielen

Abfahrt Ende

Florian

Kulinarisch habe ich vieles entdeckt und gegessen: Kaspressknödel, Käsespätzle, Strudel sind so das leckerste. Wobei das einzige Gericht, was ich vorher noch nicht kannte, die Kaspressknödel sind. Die müsste ich mal wieder essen gehen. Am Wochenende am besten ;-)

Ich absolviere mein Auslandssemester in Innsbruck - Österreich. Ich war bis jetzt nur für Tagesausflüge in Österreich oder bin durchgefahren.

Aufgrund der engen Verbindung mit Deutschland, durch bspw. dieselbe Sprache, und der westlich geprägten Gesellschaft (u.a. als Mitglied der EU) habe ich im Vorhinein öfters gehört: "Österreich, das ist gar kein Ausland." Diesen Gedankengang hatte ich im Vorhinein nicht nur zum Teil. So sehe ich Österreich und insbesondere Innsbruck als einen anderen Kulturraum. Allerdings habe ich mich gerade aufgrund der deutschen Sprache für Innsbruck entschieden.

Ich habe mir nicht zugetraut, das erste Mal von Zuhause weg zu sein und KOMPLETT Englisch zu sprechen (ich bin kein Sprachgenie). Weiter ist das Stipendium ein toller Grund / Anreiz.

Rebecca

Studiengang: Lehramt an Gymnasien, Fächer: Englisch & Französisch

Fremdsprachenassistenz, September 2021 bis Mai 2022

Gastinstitution: Lycée Roosevelt & Lycée Albert Schweitzer, Mulhouse, Frankreich

Vive Mulhouse !

Ich habe bei der FSA-Infoveranstaltung über die Fremdsprachenassistenz erfahren und habe schnell die Bewerbung für den PAD fertig gemacht und auf die Einladung für das Bewerbungsgespräch gewartet.

Anfang Mai 2021 habe ich Bescheid bekommen, dass ich für eine FSA in Frankreich ausgewählt wurden bin. Jedoch habe ich erst Ende Juni meine zugewiesenen Schulen bekommen und habe ihnen gleich eine Mail geschrieben. Ich konnte mir schon denken, dass es vielleicht ein wenig länger dauern würde, weil Anfang Juli ja die Sommerferien in Frankreich beginnen. Ich hatte mich also schon darauf eingestellt, dass ich erst Ende August/Anfang September Kontakt mit den Schulen haben werden würde.

Meine (Haupt-)Mentorin am Roosevelt, Astrid de Munter, hat mir aber super schnell geantwortet und meine Mentorin am Schweitzer, Isabelle Busset, meldete sich 2 Wochen später bei mir (sie war im Urlaub, es sei ihr gegönnt). An der Schule gab es auch noch eine englische FSA und Astrid hatte vorgeschlagen, dass wir ja zusammenziehen könnten, aber die andere FSA wollte das nicht. Deswegen hatte Astrid dann im Studentenwohnheim nachgefragt, aber da ich nicht in der Stadt studiere, war das etwas schwieriger. Mitte August hat sie mir dann einen Link für eine WG geschickt und ich habe den Vermieter gleich angerufen und 3 Tage später hatte ich dann die Zusage (4er WG, 350€ 10m²).

Da sowohl das Roosevelt und das Schweitzer als auch meine Wohnung nah an der Innenstadt sind (max. 15min zu Fuß) musste ich zu den beiden Schulen nur 5min oder 15min laufen und brauchte somit kein Tramticket.

An meinem ersten Tag (Freitag, 1. Oktober) waren erstmal alle FSA in Straßburg zu einer Infoveranstaltung. Die war ganz nützlich und man bekam auch noch einen Flyer dazu, wo alles wichtige draufstand.
Am Samstag, meinem ersten Tag in Mulhouse, hatte mir Astrid gleich angeboten, die Stadt zu zeigen und ich hatte im Voraus noch gefragt,

ob wir zu Bank gehen können, um einen Termin auszumachen, weil die Académie ja sehr schnell die Kontodaten haben will, um das erste Gehalt zu überweisen. Eine Woche vor meinem ersten Tag hatte mir Astrid geschrieben, wann ich am Montag da sein soll, und Isabelle hatte mir für die erste Woche einen Stundenplan geschickt, wo ich die meisten Deutschlehrer*innen einmal gesehen haben werden würde.

Da ich in zwei Lycées war, ein pro und ein général, wurde ich unterschiedlich eingesetzt.
Beim Lycée Roosevelt (pro) wurde ich nie allein mit der Klasse gelassen bzw. max. mit 2 oder 3 Schüler*innen. Zu den Lycées pro wurde uns dann bei einer späteren Einführungsveranstaltung gesagt, dass es mit der Hauptschule vergleichbar ist. Dadurch kann man sich schon vorstellen, dass die SuS eher nicht die besten Voraussetzungen haben und oft abgestempelt werden. Die Anforderungen vom Bildungsministerium vor allem in den Fremdsprachen sind hier viel zu hoch und die Schüler*innen haben oft einfach nur Angst vor dem Bac, weil sie das Niveau nicht haben. Da die Schüler*innen oft schwieriger sind, war ich meistens nur im Unterricht anwesend und habe die Antworten korrigiert und den Schüler*innen bei den Aufgaben geholfen. Ab und an habe ich dann Themen wie Karneval oder Weihnachten in Deutschland vorgestellt.

Auch wenn sehr viele Schüler*innen in der Maternelle und in der Grundschule noch bilingualen Unterricht hatten, wissen viele SuS, dass sie nichts mehr können. Deutsch als Sprache ist bei den SuS eher unwichtig bzw. kommt es auch vor, dass viele im Collège gar kein Deutsch hatten, weil kein/e Lehrer*in da war. Deswegen sind viele eher unmotiviert oder können sich nicht ausdrücken, weil mit einer Stunde die Woche kommt man nun mal nicht weit. In den Bili-Klassen ist das natürlich anders: Sie haben 4 Stunden Deutsch mehr die Woche und das merkt man auch. Sie interessieren sich sehr für kulturelle Unterschiede und können auch Sätze formulieren.

Im Schweitzer hatte ich 2 bilinguale Klassen (Terminale und Seconde) und 2 normale Secondes und eine normale Terminale gehabt, in denen ich immer einen Teil der Klasse bekommen habe (entweder die Hälfte oder ein Drittel, weil die Klassenstärke viel größer als in Deutschland ist). Einige Lehrer*innen hat es leider wenig gestört, dass eine FSA nur maximal 10 Schüler*innen haben darf und auch nach erneutem Fragen jede Woche 16 Schüler*innen hatte.

Ich habe mit den SuS jede Woche und in jeder Klasse gleich angefangen. Ich habe eine Frage an die Tafel geschrieben wie: "Was macht ihr am Wochenende?" oder "Was ist euch Gutes passiert?" und die SuS sollten dann in der Gruppe darüber erzählen (zumeist drei Aktivitäten jeder) und anschließend nochmal im Plenum nennen. So haben wenigstens alle am Anfang mal geredet. (Ich habe das aber relativ schnell in die Du-Form umgewandelt, weil die SuS zu große Probleme hatten, das von "ihr" zu "ich" umzuformulieren.) Später habe ich in den nicht-Bili-Klassen auch noch den Satzanfang für die Antworten an die Tafel geschrieben, damit sie nicht gleich am Anfang Fehler reinhauen.

Danach habe ich das Wort der Woche vorgestellt, d.h. ich habe ein Wort an die Tafel geschrieben, was ich in letzter Zeit in den Nachrichten gelesen/gesehen habe oder dachte, dass es nützlich sei für die SuS (zum Beispiel: boostern, spicken/Spicker…). Wenn sie es nicht kannten, sollten sie erstmal Vermutungen anstellen, dann habe ich ihnen einen Beispielsatz gegeben und dann haben sie meist erkannt, was es bedeutet. Beim Thema Spicken sollten sie mir dann erzählen in welchem Fach, warum und wie sie gespickt haben. Das hat dann schon mal 15min von den 55min gebraucht, aber immerhin hatte jeder so mal geredet

und es war nicht komplett "richtiger" Unterricht, sondern eher ein Quatschen. Eigentlich hatte ich dann immer von den Lehrer*innen einen Plan bekommen, was ich thematisieren soll oder hatte sogar Material bekommen. Ich habe auch oft ein kahoot eingebaut, was die SuS sehr gefreut hat.

Astrid bzw. eine Kollegin hatte mir eine super WG gefunden, mit einer Französin, Kanadier und einer Schottin. Wir kamen super klar und ich habe mich immer sehr wohl gefühlt. Lustigerweise wohnten über uns noch drei englische FSA, mit denen wir uns sehr gut verstanden. Die Schottin arbeitet an der Uni und kannte deswegen noch weitere irische und schottische Erasmusstudenten, die dann auch öfters vorbeikamen. Von Harry Potter-Abenden oder einfachen Barbesuchen (Gambrinus ist sehr beliebt auch bei den 12. Klassen, aber für größere Gruppen sollte man sich vorher für das Wochenende besser anmelden) bis hin zu Tagesausflügen haben wir sehr viel zusammen gemacht, sodass nie Langeweile aufkam.

Da man ja doch relativ viel Zeit hat, hatte ich mich noch beim Eiskunstlaufen angemeldet. Ich hatte das noch nie gemacht, aber in dem Verein sind alle super nett. Es war zwar teuer (ungefähr 400€ für ein Trimester mit Schuhen ausleihen), aber dafür fühlt man sich viel mehr integriert, wenn man hier ein Hobby hat, wo man jede Woche Kontakt mit Gleichaltrigen hat, die hier auch wohnen. Auch wenn ich nicht alles immer verstanden habe, weil ich die französischen Begriffe sowie die deutschen einfach noch nie gehört hatte (hinzu kommt noch die super Akustik im Stadion…), waren sie immer ruhig und haben es mir noch tausend Mal erklärt, was ich jetzt genau machen soll.
Mulhouse bietet aber sehr viele Sportmöglichkeiten an und im Palais du Sport kann man sich auch Spiele ansehen, was ich aber nicht geschafft habe.

Da ich mich sehr für Anime und Manga interessiere und ich gesehen habe, dass es am Schweitzer auch einen Mangaclub gibt, bin ich dort immer hingegangen und habe mit anderen SuS und später mit noch einer Lehrerin über Mangas/Animes/Kpop gequatscht oder auch einfach nur gemalt. Es war sehr lustig die SuS von einer ganz anderen Seite zu

sehen und man lernt so viel über Ausdruckweisen etc. Das Coole an französischen Schulen ist, dass sie immer ein CDI haben. Auch wenn ich nur einmal kurz im CDI vom Roosevelt war, war ich sehr oft im CDI vom Schweitzer und habe dort Mangas gelesen. Um mir neue Mangas zu holen oder wenn du dich eher für Comics interessiert, kann ich dir nur Tribulles bzw. Le BouDoir de Léa empfehlen. Super freundlich, Riesenauswahl und oft bieten sie auch super leckere Kuchen an (die Mannalas sind sooo lecker). Dort war ich sehr gerne und habe ordentlich viel Geld gelassen.

dieses Lied haben wir immer im Mangaclub angehört:

Gleich zu Beginn habe ich mir online oder am Hauptbahnhof (weiß ich nicht mehr genau) die Carte Primo für 15€ geholt. Mit der kann man im ganzen Grand Est-Gebiet unter der Woche zu 50% und am Wochenende für 70% weniger überall hinfahren. Beispielsweise bezahlt man hin und zurück bis nach Basel (20-30min Regiofahrt) 5€. So war ich aber auch in Straßburg und Nancy für relativ wenig Geld und der Grand Est ist wirklich groß.
Außerdem habe ich mir für 50€ noch sowas wie eine Bahncard gekauft, die Carte Avantage jeune heißt. Da gibt es dann Rabatt für TGV (gilt 1 Jahr). Da weiß ich nicht wirklich, ob es sich zumindest für mich gelohnt hat, aber ich kann sie trotzdem jetzt 1 Jahr benutzen. Ich war zum Beispiel in Paris und Lille und bin auch mit dem TGV bis nach Frankfurt gefahren, um dann nach Hause zu fahren.
Ich habe auch einiges mit den anderen FSA bzw. meinen Mitbewohnern unternommen. Beispielsweise Basel, Freiburg, Nancy, Colmar, Schloss Königsburg, Straßburg, Dijon…

Astrid hat mit mir aber seeeeehr viel unternommen und hat mir viel gezeigt Wir waren zum Beispiel auch im Sundgau (Süden vom Elsass) und haben die Burgen besichtigt oder waren auf dem Grand Ballon oder sind einfach zu ihren Freundinnen zum Kaffeetrinken gefahren. An viele Stellen kommt man gar nicht mit den Öffis oder es dauert einfach ewig, deswegen war ich ihr sehr dankbar.
Astrid liebt Deutschland wirklich sehr und liebt auch „Wer stiehlt mir die Show“ und GNTM. Deswegen war ich oft abends bei ihr und habe mit ihr was bestellt und TV geguckt.
Anfang Oktober war auch Folie flore, was eine Haus-Garten-Messe oder sowas ist. Draußen wird ein kleiner Park auf dem Gelände aufgebaut, wo die Azubis aus Gärtnereien dann Skulpturen aus Blumen zaubern. Dafür bin ich eigentlich nur hingegangen und ich fand es eigentlich ganz gut. Ich hatte mir zwar ein bisschen mehr erwartet, aber es war trotzdem sehenswert. Mitte November war dann noch Geek Shelter, was eine kleine Anime Con ist, aber es war trotzdem sehr schön und ich habe sogar einige SuS im Cosplay getroffen.

ein Klassiker vom Karneval in Mulhouse:

Ich habe mir mit Astrid die Mühe gemacht, mich bei Caf anzumelden, und das gleich im Oktober. Ende November bekam ich dann eine Nachricht auf die App und ich sollte nochmal Dokumente nachreichen, was ich auch direkt gemacht habe. Mitte Januar kam dann ein Brief datiert vom November mit der gleichen Bitte, die Dokumente einzureichen. Da hatte ich ehrlich gesagt schon aufgegeben und war zumindest froh, mich nicht drum kümmern zu müssen, das Ganze wieder zu kündigen. Doch Ende Februar hatte ich dann die Raten für November bis Februar auf meinem Konto (man bekommt kein Geld für den ersten Monat). Ich bekam 88€ pro Monat. Auch wenn es viel Arbeit war und es lange auf sich warten lassen hat, kann man es ruhig versuchen.

Ich glaube, dass ich nach einem Monat meine provisorische Nummer erhalten habe und dann sollte ich ein Foto hinschicken. Anfang Dezember habe ich dann meine Carte Vitale erhalten. Da fühlt man sich richtig französisch. Ich habe mir ehrlich gesagt keinen Hausarzt gesucht, aber ich musste einmal zum Podologen (Christian Hassler). Es ist zwar viel teurer als in Deutschland (37€), aber ich sollte mir einige Medikamente kaufen (Desinfektionsmittel, Pflaster und Biseptine) und dank der Carte Vitale musste ich nur 5€ bezahlen, obwohl es nur ein Notizzettel mit seiner Unterschrift und nicht mal, so wie man es aus Deutschland kennt, ein Rezept war.

Einen einzelnen Lieblingsort in Mulhouse habe ich nicht, aber ich bin sehr viel spazieren gegangen und fand die Brücken und die Innenstadt von Mulhouse immer sehr schick.

Nicht mal 20m von meiner WG war ein Bäcker, der mega leckeres Baguette und andere Leckereien hatte. Meine Mentorin, mit der ich mich öfters getroffen habe, zeigte mir auch die französische Pâtisserie. Die ist aber sehr teuer und so toll sind die meisten Sachen nicht. Da schwör ich lieber auf die guten deutschen Kuchenbäckereien. Meine Mitbewohner:innen und die WG über uns kamen alle aus Grpßbritannien und deswegen hab ich mehr britisches Essen kennengelernt. Mein absoluter Favorit sind „Fifteens“.

Persönliches Fazit

Ich war Oktober 2020 auch zum Studieren in Frankreich und fand es ok. Aber FSA ist einfach perfekt. Man ist für 6 Monate im Ausland, geht arbeiten, aber nicht wirklich viel, sodass man viel Zeit zum Reisen hat (vor allem in den 4 Wochen Ferien (ohne Weihnachtsferien gerechnet), die man ja in der Schule hat) und dazu dann noch Geld verdient und Erasmus-Förderung bekommt.
Ich weiß, dass ich mit vielen Sachen Glück hatte, aber ich habe sogar überlegt, es noch einmal zu machen, mich dann doch dagegen entschieden, weil es ja doch etwas Besonderes sein soll. Je nachdem, welche Klassen man hat, muss man doch noch ganz schön viel Französisch im Unterricht reden, aber das ist ja kein Problem.
Die Zeit ist mega schnell verflogen und da man oft Ferien hat, kann man auch sehr viel unternehmen. Mulhouse ist zwar ein kleines Städtchen, aber für mich war es genau richtig, um mich wie zuhause zu fühlen. Ich bin schon traurig, wenn ich überlege, dass ich viele SuS und Menschen, die ich hier kennengelernt habe, nie wieder sehen werde. Aber ich werde auf alle Fälle Astrid und meine WG-Kumpanen und die englischen FSA bei ihnen zuhause besuchen und wir machen irgendwann ein Reunion Treffen im süßen Mulhouse.

Eigentlich wollte ich nach Schottland oder England, aber weil die Profs nicht rechtzeitig reagiert haben (man braucht eine Empfehlung vom Prof) und ich mich auf die Französischlehrerin verlassen konnte, bin ich dann lieber nach Frankreich gegangen. Ich hatte keine Lust wieder zu fliegen (war das Jahr zuvor in Nizza und da ist das mit dem Hin und Her nervig), deshalb wollte ich ins Elsass, wo man zur Not noch mit dem Auto hinfahren kann (was vor allem gut war beim Hinfahren und Abholen, weil man für ein halbes Jahr doch viel Kram braucht). Mulhouse selbst habe ich mir nicht ausgesucht, sondern wurde zugeteilt. Ich bin sehr froh, dass ich nicht nach Straßburg oder so gekommen bin, weil mir das nicht heimelig genug gewesen wäre. Mulhouse war zumindest für mich perfekt. Alles erlaufbar, schick, nette Leute. 

Sophie

Studiengang: Lehramt an Grundschulen, Drittfach: Sport

Praktikum, Mai bis Juli 2022

Gastinstitution: Deutsche Schule Toulouse, Frankreich

Durch eine Kommilitonin bin ich auf die Idee gekommen, mein zweites großes Blockpraktikum an einer Schule im Ausland zu absolvieren. Da diese Einrichtung eine Deutsche Auslandsschule sein muss, die von der deutschen Zentralstelle für das Auslandsschulwesen betreut wird, hat sie mir direkt den Tipp mitgegeben doch einmal auf der Seite des DAAD nachzuschauen, welche Schulen in Frage kommen. Das DAAD stellt eine praktische Weltkarte aller Pasch(„Schulen: Partner der Zukunft“)-Schulen bereit. Ich wollte gern in ein französischsprachiges Land in Europa gehen und eher ungern in die Hauptstadt. So entschied ich mich für die Deutsche Schule Toulouse, schickte ein Anschreiben mit Foto, Lebens-

lauf und Immatrikulationsbescheinigung an die Schulleiterin und bekam zwei Stunden später eine positive Antwort. Glücklicherweise hat das mit der Deutschen Schule Toulouse problemlos und auch recht kurzfristig - ich bewarb mich im Dezember für das Praktikum Anfang Mai - funktioniert. Ich kann nur empfehlen, so früh wie möglich mit der Suche und auch Anfrage zu beginnen. Viele Schulen sind sehr beliebt und haben einige BewerberInnen. Andere bieten nur zu bestimmten Zeiten Plätze an oder nur für konkrete Zeitspannen und wieder andere nur unter bestimmten Voraussetzungen (zum Beispiel Pflichtpraktikum). Je eher sich also zum Wunschplatz und dem organisatorischen Rahmen informiert wird, desto besser.

Die Vorbereitung auf mein Praktikum bestand im Wesentlichen daraus, dass ich das vorgeschriebene Begleitseminar besuchte, zugehörige Unterlagen und Hilfsmittel zusammentrug und meinen Koffer packte. Abgesehen von meiner Wohnungssuche und dem Beitreten zu unterschiedlichen Facebook- und WhatsApp-Gruppen war der Rest ziemlich spontan. Sprachlich sprang ich quasi „ins kalte Wasser“, denn meine letzten französischen Konversationen führte ich in der Abschlussprüfung der 12. Klasse.

Anfang März 2022 habe ich angefangen, mich um eine Unterkunft für den Zeitraum meines Praktikums zu kümmern. Dazu nutzte ich die Website lacartedescolocs.fr und suchte in verschiedenen Facebook-Gruppen. Diese Gruppen können in vielerlei Hinsicht hilfreich sein, das hatte ich aus meinem Auslandssemester in Spanien mitgenommen. Wohnungen, Zimmer, Aktivitäten, Leute kennenlernen, Veranstaltungen, es gibt eigentlich nichts, wofür man dort keine Hilfe findet. So habe ich auch eine Ein-Zimmer-Wohnung einer Studentin dort gefunden. Da diese erst ab 20. Mai frei war, da die meisten bis dahin noch universitäre Veranstaltungen hatten, und ich aber schon ab Anfang Mai ein Zimmer für mein Praktikum brauchte, suchte ich mir den  vorherigen Monat eine andere Unterkunft und fand eine nette WG mit vier MitbewohnerInnen. Beide Untervermieterinnen wollten mir keinen Vertrag ausstellen und meinten „sie würden mir vertrauen“, was mich schon etwas stutzig machte, da ich gern etwas fest gehabt hätte. So kam was kommen musste und die WG für Mai hat mir Mitte April abgesagt, weil sie jemanden gefunden hätten, der oder die länger als einen Monat in dem Zimmer blieb.

Ich erhielt aber von einer Kommilitonin den Tipp, doch einmal bei der Schulleitung anzufragen, ob nicht die Eltern Interesse hätten, eine an der Schule ihrer Kinder praktizierende Person bei sich aufzunehmen. Ich schrieb meiner Schulleiterin eine Art Aushang, welchen sie dann an die Eltern weiterleitete. Leider ohne Erfolg. So begab ich mich erneut auf die Suche nach einem Zimmer für Mai, setzte auch selbst Suchanzeigen in die Facebook Gruppen und bekam ein freundliches Angebot von einer jungen Frau, die ein Zimmer in ihrer Eigentumswohnung vermietet. Sie schrieb mir auch sofort einen Vertrag. In dieser Art ist das hier - so scheint es mir - üblich in Frankreich, dass Leute oder auch Familien, die Zimmer frei haben, diese an Studierende untervermieten. Ein paar Tage vor meiner Abreise nach Frankreich erhielt ich leider die nächste Absage von der Ein-Zimmer-Wohnung, die ich zuerst hatte. Die Studentin meinte sie könne aus privaten Gründen das Zimmer jetzt nicht mehr vermieten. Ich entschied mich dazu mir eine Unterkunft für Juni vor Ort zu suchen.

Die Wohnung im Mai war toll, in Purpan, etwas abseits der Innenstadt, dafür nah an der Schule, mitten im Grünen, im Park, mit Balkon für 400 Euro, was für Toulouse-Verhältnisse sogar relativ wenig ist. Meine Mitbewohnerin machte mir das Ankommen sehr leicht, sprach gut Englisch und ließ mich bei sich wirklich wie zu Hause fühlen. Sie lud mich immer zu allen Aktivitäten mit ihren FreundInnen ein, wir tranken Wein zusammen und sie lieh mir sogar ihr zweites Fahrrad für den kompletten Aufenthalt. Leider hatte sie das Zimmer für Juni dann schon wieder weiter vermietet, weswegen meine Schulleiterin

noch einmal eine Anfrage an helfende Eltern versandt. Leider wieder erfolglos. So beschäftigte

ich mich einen großen Teil meiner Freizeit in meinem ersten Monat mit Wohnungen suchen

und besuchen. Eine Unterkunft nur für einen Monat zu finden gestaltete sich, wie ich

erwartet hatte, etwas schwierig. Die meisten WGs suchten jemanden für längere Zeit.

Letztendlich fand ich aber ein tolles günstiges WG-Zimmer von einer Studentin, die

selbst für 3 Monate im Sommer im Praktikum war. Ich teilte offene Wohnküche, Bad,

Terrasse und Balkon im 8. Stock eines sehr modernen Häuserkomplexes in La Cartoucherie

dann mit drei französischen Studentinnen. Alle waren super freundlich, hilfsbereit und flexibel.

Toulouse2.HEIC

Die Deutsche Schule liegt nicht genau in Toulouse, sondern ein paar Kilometer östlich, in Colomiers. Das Gelände der Schule ist groß, es gibt einen eigenen Fußballplatz, eine eigene Turnhalle und Räumlichkeiten für Kindergarten und Späthort. Die Grundschule befindet sich in einem separaten Gebäude mit der Kantine, das Lycée, also die weiterführende deutsche Schule, hat ein extra Gebäude.
Der gesamte Komplex wird mit der International School Toulouse geteilt, was anfangs etwas verwirrend ist. Nicht alle Räumlichkeiten werden von beiden Schulen genutzt, aber besondere Orte, wie das Auditorium und das Außengelände verwenden alle Kinder. Bei der DST handelt es sich um eine Ganztagsschule. Der Unterricht beginnt morgens um 8:15 und geht immer bis 16:15 Uhr, danach haben die Kinder die Möglichkeit die Garderie, ähnlich dem deutschen Hort, zu besuchen. Mittwochs ist ein kurzer Schultag, wo der Unterricht bereits um 12:30 Uhr endet. Die kleineren Klassen wie etwa die ersten oder zweiten haben noch nicht so viele Unterrichtsstunden, als dass sie einen 8-Stunden Tag füllen würden. Wenn es nachmittags also Lücken gibt, begeben sich diese Kinder in die Nachmittagsbetreuung, wo sie ein Beschäftigungsprogramm nutzen können, wie etwa Basteln, Bauen, Zeichnen, Lesen, Spielen usw. Ich unterstützte die Klasse 2b und war normalerweise den ganzen Tag mit den Kindern unterwegs. Manchmal bin ich für Vertretungen auch in anderen Klassen eingesetzt worden, ich war in jeder einmal gewesen. Eine Klasse zu begleiten und immer mit diesen Schülerinnen und Schüler zu arbeiten empfand ich als sehr angenehm, da es so möglich war, sich in der Klasse einzuleben, Regeln und Rituale anzunehmen, einen Kontakt zu den Kindern aufzubauen und ihre Arbeitsweisen zu verstehen. In Deutsch und Mathe arbeitet die 2b mit Wochenplänen, was am Anfang für Neuankömmlinge etwas verwirrend ist, sich aber im Laufe der Zeit sehr gut einspielt. Die 2b besteht aus 16 Kinder, 8 Jungen und 8 Mädchen, die entweder 7 oder 8 Jahre alt sind. Die Klassenlehrerin war gleichzeitig auch meine Mentorin, von ihrer Erfahrung, die sie auch schon an weiterführenden Schulen gesammelt hat, konnte ich profitieren und mir einiges mitschreiben. Sie unterrichtet in ihrer Klasse alles außer Musik, Deutsch, DaZ und Religion, das machen dann die jeweiligen Fachlehrenden.

An meinem ersten Praktikumstag hat mich die Schulleiterin kurz in meine Arbeitsbereich eingeführt und mich gefragt, was meine Ziele im Praktikum sind. Direkt danach hat sie mich meiner Mentorin, der Klassenleiterin der Klasse 2b, „übergeben“. Um diese Schülerinnen und Schüler kümmerte

ich mich während des gesamten Praktikumszeitraumes. Ich hospitierte in ihrem Unterricht, diente als Hilfe bei Problemen und Unklarheiten beim Lösen von Aufgaben, war Ansprechpartnerin und betreute die Hausaufgabenzeit und die Nachmittagsbeschäftigung. Ich war Teil der Projektwoche „Indianer“, welche einen Ausflug in den Kletterwald und eine Lesenacht einbegriff. Außerdem bereitete ich eigenen Unterricht und Arbeitsmaterialien vor und führte diesen auch in unterschiedlichen Klassenstufen durch. Teilweise übernahm ich auch Vertretungsstunden von KollegInnen. Ich fühlte mich jederzeit vom Kollegium willkommen, alle meine Fragen wurden immer sofort geklärt und ich wurde auch als vollwertige Lehrkraft und nicht „nur“ als Praktikantin angesehen und integriert. Ich durfte an allen Besprechungen teilnehmen, das LehrerInnenzimmer und die Vorbereitungsräume wie alle anderen nutzen. Arbeitsmaterialien und Mittel durfte ich ebenso leihen und verwenden.

Für die Freizeitaktivitäten kann ich empfehlen, immer mal ein Auge auf die ESN-Veranstaltungen zu werfen. Die Organisation stellt für wenig Geld ein wirklich Frankreich-typisches Programm (zum Beispiel Cheese & Wine Tasting) auf die Beine, wo man andere Internationals sowie französische Studierende treffen und eine gute Zeit verbringen kann. Zum Kontakte knüpfen kann ich außerdem die App Bumble empfehlen, womit ich gute Erfahrung während meiner Zeit im Ausland gemacht habe. Ich lernte ausschließlich super freundliche, offene Leute kennen und vor allem bekommt man auch tolle Tipps und Empfehlungen von Locals, was man so unternehmen kann. Meine persönlichen Top 3 sind ein Besuch des Markt St. Aubin (immer sonntags), das vegane Restaurant l’Embargo (hier kann man vegane Stopfleber essen!) und die ESN Weinprobe.

Weinprobe

Weinprobe

Video abspielen

In Frankreich habe ich nicht so viele neue Sachen ausprobiert, da ich mich vegan ernähre und auf Weizen verzichten muss und die französische Küche hauptsächlich aus Gebäck und Käse besteht. Auf dem Markt St. Aubin allerdings kann man verschiedene Spezialitäten aus aller Welt probieren, nicht nur ein Augenschmaus! Außerdem wollte ich immer im Restaurant l'Embargo das französische National-gericht Foie Gras, also Stopfleber, veganisiert probieren. Leider war die aber aus! Außerdem habe ich tolles veganes Frühstück genossen! 

Markt
See Fluss
Rugby
Essen4
Essen5
Essen1
Berg
Essen3
Wein auf Fahrrad
Essen2
Kayak Kanal2
Wein in Box
Bach

In Toulouse hatte ich keinen konkreten Lieblingsplatz, vielmehr genoss ich es, immer wieder neue Orte in der Stadt oder in den Bergen zu erkunden. Außerdem fand ich es immer am Ufer der Garonne sehr schön.

Persönliches Fazit

Der Aufwand lohnt sich. Auch wenn die Vorbereitung, die Beantragungen, die Fristen etc. einem irgendwann gefühlt den Verstand rauben und man sich fragt, ob es das wirklich wert ist, kann ich im Nachhinein nur wieder sagen: ja, ist es. Im Ausland sammelt man so wertvolle Erfahrungen, die man niemals in seiner gewohnten Umgebung auf die Art und Weise erleben würde. Ich würde es jederzeit wieder ganz genauso machen und bin stolz, dass ich den Schritt gewagt habe.

hör mal rein

Durch eine Kommilitonin bin ich auf die Idee gekommen, mein zweites großes Blockpraktikum an einer Schule im Ausland zu absolvieren. Da diese Einrichtung eine Deutsche Auslandsschule sein muss, die von der deutschen Zentralstelle für das Auslandsschulwesen betreut wird, hat sie mir direkt den Tipp mitgegeben, doch einmal auf der Seite des DAAD nachzuschauen, welche Schulen in Frage kommen. Das DAAD stellt eine praktische Weltkarte aller Pasch („Schulen: Partner der Zukunft“) -Schulen bereit. Ich wollte gern in ein französischsprachiges Land in Europa gehen und eher ungern in die Hauptstadt. So entschied ich mich für die Deutsche Schule Toulouse.

Laura

Studiengang: Lehramt an Gymnasien, Fächer: Ethik & Französisch

Auslandssemester, September 2019 bis Januar 2020

Gastinstitution: Université de Toulouse II - Le Mirail, Frankreich

Als ich mir überlegt hatte, ein Auslandssemester in Frankreich zu machen, habe ich mich bei meiner Institutskoordinatorin für Auslandsaufenthalte gemeldet. Nach dem alle Formalia geklärt wurden, nominierte sie bzw. das International Office mich an der Universität in Toulouse. Danach bekam ich eine Mail, in der die Uni in Toulouse meine Nominierung bestätigte. Daraufhin musste ich mich dann ganz offiziell an der Toulouser Universität bewerben. Nebenbei musste ich für die EU-Förderung einen Sprachtest absolvieren. Für alle diese Schritte hatte ich wirklich genügend Zeit und falls Schwierigkeiten aufkamen, stand mir das International Office mit Rat und Tat zur Seite. Nachdem dann endgültig meine Bewerbung in Toulouse akzeptiert wurde, musste ich ein Learning Agreement anfertigen. Nachdem dann  alle universitären Angelegen-heiten geklärt waren, kümmerte ich mich um eine Wohnung in Toulouse und setzte mich schon mal mit den erforderlichen Voraussetzungen für das Leben dort auseinander. Dazu gehörten natürlich Auslandskrankenversicherung, aber auch Hausrats- und Haftpflicht-versicherung. Ersteres habe ich bei der Allianz abgeschlossen. Das kann ich auch wirklich empfehlen, da es vergleichsweise relativ günstig war.

Das Angebot hieß „Meine gesunde Reise“ und ist extra für längere Auslandsaufenthalte angedacht. Um die Hausrats- und Haftpflichtversicherung habe ich mich in Toulouse gekümmert. Als ich mein französisches Konto kostenlos bei der BNP Paribas eröffnet habe, bekam ich eine kostenlose Hausrats- und Haftpflichtversicherung kostenfrei dazu. Sodass ich diesbezüglich nichts bezahlen musste. Eine Kontoeröffnung bei der BNP Paribas kann ich euch auch wirklich nur ans Herz legen. Es geht super schnell das Konto zu eröffnen und es wieder schließen zu lassen. Zudem kann man Geld an zahlreichen Automaten abheben. Das war wirklich sehr praktisch!

Als ich wusste, dass ich mein Auslandssemester in Toulouse machen werde, war mir klar, dass ich unbedingt in eine französische WG ziehen möchte. Es war jedoch nicht so einfach, aus dem Ausland eine zu finden. Ich schaute mich über mehrere Wochen auf den verschiedenen Internetseiten um. Dabei kann ich euch vor allem folgende empfehlen: https://www.leboncoin.fr. Ich habe erst einmal viele verschiedene Vermieter angeschrieben. Doch die meisten haben mir nicht geantwortet, da sie vermutlich abgeschreckt davon waren, dass ich eine ausländische Studentin bin (das bedeutet nämlich mehr Papierkram). Jedoch habe ich dann irgendwann meine französische WG in bester Lage gefunden! Die Vermieterin war zunächst auch skeptisch und wollte zur Absicherung, dass ich eine Art „Absicherungsversicherung“ abschließe, damit sie sicher sein konnte, dass sie die Miete auch erhalten wird. Nach einigen Verhandlungen haben wir uns dann doch geeinigt, dass eine solche Versicherung überflüssig ist. Wir haben Personalien etc. ausgetauscht und meine Anreise konnte kommen. Doch ich muss auch ehrlich sagen, dass ich mit meiner WG wirklich Glück hatte, da einige meiner Freunde erst 1-2 Wochen vor ihrer Anreise eine Unterkunft gefunden haben. Dennoch ist Wohnen in Frankreich nicht sehr günstig: ich habe im Monat 420€ Kaltmiete und ca. 35€ Nebenkosten bezahlt. Doch dafür hatte ich ein 14m2 großes Zimmer mit Ausblick auf die Pyrenäen in einer 4-Zimmer Wohnung mit Balkon. Ich wohnte mit zwei Franzosen zusammen, das war super praktisch, um täglich Französisch zu sprechen. Doch man muss dazu sagen, dass sie große Mankos bei der Sauberkeit der Wohnung aufzeigten und leider musste ich feststellen, dass die Franzosen generell nicht so sehr auf Sauberkeit achten wie wir Deutschen. Nach dem anfänglichen Schock gewöhnte ich mich dann doch schnell daran.

Direkt vor meiner Wohnung fuhr ein Bus direkt in die Stadt. Die nächste Metrostation war in 10 Minuten zu Fuß erreichbar und wenn ich Lust hatte, war ich zu Fuß in 15 Minuten auch direkt in der Innenstadt. Meine Empfehlung an euch: Sucht euch eine Unterkunft, die nah an einer Metrostation liegt oder eben nahe der Stadt ist, denn wenn die Gilets jaunes demonstrierten, fuhren die meisten Busse nicht mehr. Um günstig mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, empfehle ich euch, eine Carte Pastel zu kaufen. Diese kostet euch im Monat (für Studenten): 10,20€. Zur Uni habe ich lange gebraucht - aber das war bei jedem der Fall, weil die Uni sehr außerhalb liegt.

in meinem Haus gab es
eine Geiselnahme

Falls ihr aber bevorzugt, ins Wohnheim zu ziehen, dann möchte ich euch nur ein paar Erfahrungen meiner Freunde mit auf den Weg geben. Eine Freundin von mir wohnte in der „Résidence Green Casting Dinetard“. Sie war dort sehr unzufrieden, weil zunächst die Heizung nicht funktionierte und ihre Fenster so schlecht verdichtet waren, dass sie jeden Luftzug gespürt hatte. Dafür hat sie dann auch fast so viel Geld bezahlt wie ich. Die meisten Erasmusstudenten haben jedoch in  der „Résidence Daniel Faucher“ gewohnt. Von dort aus musste man ca. 10 Minuten zur Tramstation laufen, um dann mit dieser zu einer Metrostation zu fahren. In dieser Résidence gibt es allerlei Arten von Zimmer, Einzelappartement oder auch WGs. Die Zimmer sind eher sehr klein dort, aber dafür ist der Preis auch wesentlich niedriger als der für meine Wohnung. Also wenn ihr in ein Wohnheim ziehen wollt, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ihr in die „Résidence Daniel Faucher“ kommt, enorm hoch. Das hat aber auch Vorteile, da dort wie gesagt viele eurer ausländischen Kommilitonen wohnen werden.

Am Ufer der Garonne haben wir die meiste unserer freien Zeit verbracht :)

Falls ihr euch überlegt Wohngeld zu beantragen, solltet ihr vorher wissen, dass es sehr aufwendig ist, da die dafür zuständige Behörde (das CAF) nicht sehr gut organisiert ist. Den Antrag zu stellen geht super fix und einfach. Doch bringt dafür schon alle benötigten Dokumente mit, wie zum Beispiel euren Mietvertrag u.a. (welche Dokumente benötigt werden, könnt ihr auf der CAF Seite nachlesen). Nachdem ich meinen Antrag Anfang Oktober gestellt hatte, habe ich das gesamte Jahr nichts mehr vom CAF gehört, was merkwürdig war, weil alle anderen schon Wohngeld bekommen hatten, zumindest einen Teil. Freunde von mir haben das Wohngeld Mitte November beantragt und hatten Anfang Dezember ihr Wohngeld erhalten. Nachdem ich dann zu Beginn des neuen Jahres noch einmal beim CAF war, sagten sie mir, dass mein Profil an exakt dem Tag, an dem ich da war, bearbeitet wurde. Einige Wochen später erhielt ich dann auch einen Teil meines Wohngeldes. Nachdem alle Unterlagen zu Beginn eingereicht werden musste, bekam man nach der ersten Rate einen Brief, dass eine Internationale Geburtsurkunde nachzureichen ist. Und man konnte diese auch nicht vorher einreichen, weil dieser Brief essentiell für die Abgabe der Geburtsurkunde ist. Ich würde euch empfehlen, eure Internationale Geburtsurkunde schon von vornherein mit nach Toulouse zu bringen, da ein Antrag aus dem Ausland sehr aufwendig und geldintensiv ist.

Albi2.jpg

Ausflug nach Albi

Wie ich bereits im ersten Punkt schon erwähnt hatte, musste ich vor meinem Antritt des Auslandssemesters ein Learning Agreement anfertigen. Dafür bekam man von der Universität in Toulouse einen Katalog mit allen Lehrveranstaltungen, aus dem man sich dann seine Kurse aussuchen konnte. Die ausgewählten Kurse musste man dann noch mit den zuständigen Professoren in Halle abklären, um sicherzugehen, dass diese auch angerechnet werden können. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass die meisten Professoren wirklich großzügig bei der Belegung der Kurse im Ausland sind. Doch der Katalog mit den Lehrveranstaltungen aus Toulouse war ehrlich gesagt nichtssagend, weil da lediglich die Namen der Kurse und die Anzahl der ECTS Punkte standen. Ich wusste also vorher nicht genau, was der Kurs genau behandelte. Als ich dann in Toulouse angekommen war, hatte ich 2-3 Wochen Zeit, in alle Kurse zu gehen und mich zu entscheiden, welche Kurse ich nun final belegen möchte und welche nicht. Diese „Schnupperphase“ habe ich als wirklich sehr hilfreich empfunden, weil man sich eben vor Ort nochmal umentscheiden konnte. Doch nichtsdestotrotz waren diese Wochen auch sehr nervenaufreibend, weil man enorm viele bürokratische Schritte absolvieren musste, um dann endlich studieren zu können. Dennoch waren alle Mitarbeiter an der Universität in Toulouse sehr hilfsbereit. Meine Kurse waren sehr unterschiedlich. Ich habe DEFLE Kurse belegt, deren Anforderungsniveaus ziemlich niedrig waren, so dass man dort sehr leicht eine gute Punktzahl bekommen konnte. Dann habe ich aber auch noch fachspezifische Kurse belegt, in meinem Fall, Kurse vom Institut „Lettres Modernes“. Hier waren die Anforderungen an die Studenten sehr hoch. Man musste sehr viel mehr Studienleistungen erbringen als zum Beispiel in den DEFLE Kursen. Als Fazit für mich selbst musste ich feststellen, dass dieses Auslandssemester das anspruchsvollste Semester war, was ich bislang hatte und ich muss ehrlich sagen, dass es gar nicht so sehr an der fremden Unterrichtssprache lag, sondern viel mehr an den Anforderungen und Leistungen, die man in diesem Semester in Toulouse erbringen musste.

Ich habe zwei Module in Literaturwissenschaft und eine Veranstaltung in der Sprachwissenschaft belegt. Das erste der beiden Literaturwissenschaft-Module bestand aus einem Seminar „poésie“ und einem Seminar „théâtre“. Das zweite Modul (mein absolutes Lieblingsmodul!) bestand aus dem Seminar „l’opéra“ und aus dem Seminar „chanson“.

Ich musste in einem Semester zwei Prüfungen absolvieren:

  • im 1. Liwi-Seminar: 1 compte-rendu à la maison (im Herbst),
    1 compte-rendu en classe und 1 examen oral (beides zu Beginn des neuen Jahres)

  • im 2. Liwi-Seminar: 1 compte-rendu à la maison (im Herbst),
    1 compte-rendu en classe und 1 examen écrit (beides zu Beginn des neuen Jahres)

Die Hausaufgaben waren vom Umfang sehr ähnlich wie an der MLU. Meistens mussten wir Texte lesen oder Aufgaben für den Sprachkurs lösen.

Kuchen2

Kuchen2

Eis

Eis

Crepe2

Crepe2

Burger

Burger

Crepe1

Crepe1

Bild von Laura

Bild von Laura

Mein Auslandssemester in Toulouse war die beste Erfahrung meines Lebens! Toulouse ist eine unglaublich tolle und facettenreiche Stadt. Man kann hier so viel erleben und entdecken! Auch Städtetrips nach Bordeaux, Montpellier, Carcassonne oder Barcelona lassen sich gut in das Semester einbauen, vor allem, weil all diese Städte nicht weit von Toulouse entfernt sind. Doch die Zeit hier in Toulouse war toll, weil man die französische Kultur hautnah erleben konnte. Meine Erfahrung in Toulouse hat mir auch gezeigt wie offen und freundlich die Menschen hier sind. Jedes Mal wenn ich in den Bus gestiegen bin, grüßte mich der Busfahrer freundlich und wünschte mir noch einen schönen Tag. Solche Begegnungen haben die Zeit hier wie im Traum vergehen lassen. Doch nicht nur die Menschen, sondern auch die Stadt an sich hat mich direkt in ihren Bann gezogen: von der Kunst und der Kultur bis über die kleinen Cafés an jeder Straßenecke. Auch hier zwei kleine Empfehlungen: das Café „Madame Bovary“ und das Café „Bong“ sind zwei super Etablissements, um angenehm einen Kaffee zu trinken und in den Genuss französischer Pâtisserie zu kommen!

In Ariège ist übrigens dieser Kurzfilm entstanden:

Doch vor einer Sache möchte ich euch noch warnen: Die Demonstrationen der Gilets jaunes sind sehr extrem hier: es fahren so gut wie keine Busse mehr und wenn die Gilets jaunes durch die Stadt ziehen, verriegeln alle Geschäfte ihre Türen, um ihre Kunden vor den ätzenden Gasen zu schützen. Vor allem am Ende des Jahres 2019 und zu Beginn des Jahres 2020, sprich zum Semesterende, verschärfte sich die Lage in Toulouse. Jedes Jahr im Dezember findet in Frankreich ein Generalstreik statt. Dies führte in meinem Semester zu Kursausfall und plötzlicher Annulation von Klausuren. Diese mussten dann ins neue Jahr verschoben werden. Doch für einige Professoren war es nicht so leicht ein Ausweichtermin zu finden, weshalb sich vieles meiner Abreise näherte. Doch zum Glück konnte ich alle  Studienleistungen vor meiner Abreise erbringen. Trotz der vielen Demonstrationen kann ich abschließend doch festhalten, dass sich mein Auslandsaufenthalt in Toulouse sehr gelohnt hat und das ich mich immer wieder für Toulouse entscheiden würde. Ich kann euch also wirklich nur empfehlen, nach Toulouse zu kommen.

Der Song meines Auslandsemesters: Ich habe über Nougaro ein compte-rendu geschrieben und dieses Lied entdeckt. Ich habe es ständig gehört, weil ich es unfassbar witzig finde :D

Ich habe mich für ein Auslandssemester in Frankreich entschieden, weil ich Französisch auf Lehramt studiert habe und gerne Land und Leute besser kennen lernen wollte. Zudem verfolgte ich das Ziel mein Französisch zu verbessern, um authentischer zu sprechen.

Meine Wahl fiel dann auf Toulouse, weil ich die Lage spannend fand (zwischen den Bergen und dem Meer) und ich noch nie in Okzitanien war. (Leider war die Entscheidung nicht komplexer. :D)

Sophie

Studiengang: Lehramt an Grundschulen, Drittfach: Sport

Auslandssemester, September 2021 - Februar 2022

Gastinstitution: Universidad de Sevilla, Spanien

Bereits am Anfang meines Studiums habe ich mich im Praktikumsbüro der Uni Halle bei Herrn Grüttner zu den Möglichkeiten informiert, als Lehramtsstudierende ins Ausland zu gehen. Da ich von einigen Freunden und Bekannten spannende Berichte über Erfahrungen mit Erasmus gehört habe, entschied auch ich mich, ein Semester meines Studiums im Ausland zu absolvieren. Oft stieß ich mit meinem Wunsch, ein Semester außerlandes zu studieren, auf Unverständnis: Ich studiere Deutsch, Mathe und Sport auf Lehramt an Grundschulen, wozu also ins Ausland wenn ich nicht mal eine Fremdsprache unterrichten werde? Meiner Meinung nach geht es bei einem Auslandssemester nicht nur darum, die Sprache zu studieren, sondern vor allem internationale Erfahrung zu sammeln, Kultur in anderen Ländern zu erleben, eine Weile woanders zu wohnen und sich international zu vernetzen. Meine Entscheidung und mein Vorhaben bekräftigte Herr Prof. Dr. Pablo Pirnay-Dummer, der der Erasmus-Fachkoordinator der LehrämtlerInnen der Uni Halle ist.

Zur Vorbereitung für meinen Auslandsaufenthalt und damit zur Vorbereitung meines Learning Agreements, den Vertrag, den die Universitäten mit mir “abschließen“, über die Inhalte, die ich mitbringen werde, habe ich mich mit den angebotenen Modulen und Abschlüssen der Uni Sevilla beschäftigt. Die Universitätswebsite ist leider ausschließlich in Spanisch geschrieben, weswegen dieser Teil viel Zeit in Anspruch nahm. Ich habe dann Inhalte der Module dort und an der MLU verglichen und geschaut, was ich in Sevilla absolvieren könnte, was mir in Halle dann angerechnet werden könnte. Die MLU erwartet von den Erasmusstudierenden, mit 15 ECTS Punkten zurückzukommen. Ich habe versucht, ein paar mehr als diese Punktzahl zu erreichen, sollte eine Prüfung im Ausland schief gehen. Diese inhaltlichen Schwerpunkte sendete ich dann zusammen mit einem kurzen Motivationsschreiben sowie Lebenslauf an Herrn Prof. Dr. Pirnay-Dummer. Wichtig ist es, die Fristen der Erasmusbewerbung einzuhalten. Für das Wintersemester ist es meist Mitte Februar. Herr Prof. Dr. Pirnay-Dummer nominierte mich dann im International Office der Uni Halle. Von der Ansprechpartnerin dort, Frau Kostov, bekommt man dann einen Zugang zum Mobility-Online-Portal. Dort sieht man alle notwendigen Schritte für den Erasmusaufenthalt übersichtlich aufgelistet, was die Vorbereitung wirklich erleichtert. Auch die Kommunikation mit dem International Office war kein Problem, bei Fragen und Problemen wird einem da immer schnell und zuverlässig geholfen. Es gab ungefähr im April eine Infoveranstaltung für alle Erasmus Studierenden, wo Dinge wie Finanzierung, Ablauf, Förderbedingungen geklärt wurden. Des Weiteren bildeten sich Gruppen für die einzelnen Länder, in denen man schnell und praktisch aufkommende Fragen klären konnte. Ich war die einzige, die nach Sevilla gegangen ist, weswegen ich mich teilweise etwas allein gefühlt habe. Ich habe aber eine Freundin und Kommilitonin, die bereits Erfahrung im Ausland und mit Erasmus gesammelt hat und die mir wirklich eine große Hilfe war, sie leitete mich an, was als nächstes zu tun ist und woran ich denken musste.

Nachdem die Formalien erledigt waren, habe ich auch nach und nach Informationen von der Uni Sevilla bekommen, in denen Bewerbungsprozedere etc. enthalten waren. Ich muss ehrlich sagen, dass die Uni Sevilla im punkto Organisation kein Plus von mir bekommt. Teilweise habe ich E-Mails nur nach mehrmaliger Nachfrage bekommen. Meine Ansprechpartnerin hat nur sehr sporadisch geantwortet und so konnte ich in Deutschland wenig vorbereitend bezüglich Stundenplan oder ähnlichem erledigen. Außerdem habe ich in einer Mail zufällig gelesen, dass es obligatorisch für die Immatrikulation in Sevilla ist, Spanisch mit dem Niveau B1 abgeschlossen zu haben. Ich besuchte in dem Semester zufällig genau diesen Spanisch Kurs, weswegen es für mich kein Problem war, das Zertifikat zu bekommen. Es wäre aber trotzdem angebracht gewesen, so etwas von der Gastuniversität eher zu erfahren, dass man sich darauf vorbereiten kann.

Kurse für die Uni Sevilla habe ich von Deutschland aus noch nicht auswählen können. Die verschiedenen Portale und Zugänge waren mir nicht freigeschaltet, da ich bis zu meiner Ankunft noch nicht immatrikuliert war, das sollte sich dann alles vor Ort klären. Das erfuhr ich von meinem Erasmus-Buddy. Um einen betreuenden Studierenden vor Ort zu bekommen, muss man sich bei ESN (ich habe das Formular bei Instagram gefunden) anmelden. Nach wenigen Stunden wird dann ein Buddy vermittelt, der einem zuvor und vor Ort als Local hilfreich zur Seite steht. Bevor ich dann meine Flüge buchte, habe ich noch eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen, womit man in Spanien bei Bedarf zu jedem Arzt gehen kann und nicht an öffentliche Krankenhäuser gebunden ist.

Meine Unterkunft habe ich tatsächlich über meine Bekanntschaft

aus der Mitfahrgelegenheit buchen können. Ich schrieb einer

älteren Dame, die Wohnungen für Studierende hat eine Nachricht

bei WhatsApp, was überhaupt kein Problem war. Ich bekam

sofort ein Zimmer im Centro, direkt an der Triana Brücke, in einem

wunderschönen Altbau, mit Balkon und Terrasse. Die Wohnung

war 2 stöckig und ich teilte sie mit vier Jungs unterschiedlicher

Nationalitäten. Für das Zimmer bezahlte ich inklusive Strom/Internet/Reinigungskraft 320€ im Monat. Außerdem hatte ich eine Heizung im Zimmer, die mir für die Wintermonate (mit wenig Decke) wichtiger erschien als eine Klimaanlage. Bei der Auswahl der Unterkunft würde ich das nächste mal auf jeden Fall - wie man es in Deutschland auch macht - schauen, wie weit die eigene Fakultät entfernt ist. Die philologische Fakultät, der ich in Sevilla angehörte, war von meiner Wohnung aus nur ein paar Minuten zu Fuß entfernt.

Ich weiß von Freunden und Bekannten hier, dass die Wohnungssuche sich teilweise wirklich schwierig gestaltet. Zuerst einmal ist es hier, nicht wie in Halle zum Beispiel so, dass man erst einen Termin zur Besichtigung und Kennenlernen der MitbewohnerInnen macht, sondern es kommt direkt zu Besichtigung mit Vertragsunterzeichnung. Die Vermietenden wollen häufig eine Reservierungsgebühr (halbe bis volle Monatsmiete), die sie vor Vertragsunterzeichnung erhalten möchten. Sollte der Vertrag nicht zustande kommen, kann es sein, dass der oder die Vermietende diese Gebühr einbehält. Der Vertrag sollte auf jeden Fall genau gelesen werden, bei fehlenden Sprachkenntnissen am besten eine Vertrauensperson mitgenommen werden, denn oft enthalten sie kleine Nebenbemerkungen über zum Beispiel die Inklusivleistungen, Besuche, etc., die für die Zeit von großer Bedeutung sein könnten. Die meisten Leute, die ich kennengerlernt habe, sind erst einmal hierher gekommen, haben sich ein AirBnb oder Hostel genommen und haben vor Ort mithilfe von Idealista (das spanische WG-gesucht) oder den Facebook Gruppen nach einer Wohnung gesucht. Im gesamten Zentrum (nahe Fluss, Setas oder Alameda de Hercules) und in Triana lässt es sich als Erasmus-Studi hier super leben.

Mein Lieblingsplatz war definitiv der Balkon unserer wunderschönen Wohnung.

Ich flog ungefähr eine Woche, bevor die Uni begann, nach Sevilla. Ich kann jedem nur empfehlen, eher zu fliegen, vielleicht sogar zwei oder drei Wochen, dass man entspannt die Unikurse besuchen kann und bis dahin alles Bürokratische erledigt hat. Außerdem ist es praktischer, vorher in Ruhe Leute kennenzulernen, die Umgebung und Uni auszukundschaften und sich einzuleben. Ich hatte mich über ESN für ein Buddy-Programm angemeldet, die mir eine in Sevilla Studierende Freiwillige vermittelten, die sich um die ankommenden Erasmus Studenten kümmern. Mein Buddy war mir eine Riesenhilfe, denn es stellte sich in Sevilla heraus, dass mein Spanisch nicht so gut war, wie ich dachte. Meine Freiwillige holte mich von der Bus Station ab und begleitete mich zu meiner Wohnung, übersetzte meine Vermieterin, die leider kein Englisch verstand.

Ich verabredete mich am Abend mit einer Kommilitonin, die ebenfalls zufällig Deutsch sprach und die ich in einer der vielen WhatsApp Gruppen für Erasmus-Studierende kennengelernt habe. Ich kann nur empfehlen, sich über Facebook Erasmus-Gruppen zu suchen, worüber man dann wiederum in die WhatsApp-Gruppen kommt: Es gibt Gruppen für die verschiedenen Universitäten, die verschiedenen Erasmus Organisationen (zum Beispiel ESN, worüber ich auch meinen Buddy gefunden habe), verschiedene Studiengänge, Interessen (Museumsbesucher, Volleyball, etc.) oder auch Wohnungen. In den Gruppen finden sich immer Leute, die Lust haben auf einen Kaffee oder Drink oder die einem bei jeglichen Angelegenheiten helfen können.

Ich habe mich dann am Anfang entschieden, einige der für Erasmus Studierende angebotenen Veranstaltungen zu besuchen um Freundschaften zu schließen und die Interessen der anderen auszukundschaften. Die Veranstaltungen sind verschieden: Welcome Pool Partys, Stadtteilführungen, Tapas-Bar-Touren, Diskobesuche oder Strandbesuche - es ist für jeden etwas dabei. Es ist anfangs nicht teuer, Teil dessen zu werden und sie versuchen, mit Spielen und Animation Studierende zusammenzubringen und zu connecten.

dieser Song kam rauf und runter bei allen Uni-Veranstaltungen 😂 

In Sevilla angekommen muss man ins Centro Internacional gehen, um sich zu immatrikulieren und sein Certificate of Arrival zu erhalten. Ebenso im International Office muss man Kurse angeben, die man außerhalb seiner Fakultät besuchen möchte. Den „Rest“, also die Anmeldung der fakultätsangelehnten Kurse, erledigt man im Büro derjenigen Fakultät. Wenn alles glatt geht, hat man dann nach einigen Tagen seine Kurs und seinen Stundenplan feststehend. Jedoch ist es hier so, dass die Plätze in den Seminaren für die Erasmusstudierenden erst an jene verteilt werden, sobald sich die letzten inländischen Studierenden für ihre Kurse eingeschrieben haben. Die Frist für die Studis aus Sevilla ist Anfang Oktober angesiedelt, weswegen der endgültige Stundenplan tatsächlich erst Mitte Oktober feststeht. Ein Problem ist, dass die Mitarbeitenden des international Offices und erst recht der Fakultäten wirklich kaum beziehungsweise kein Englisch sprechen, was die Kommunikation mit jenen sehr erschwert. Bevor ich diese ganzen Prozesse und wann ich wo hingehen muss verstanden habe, verging einiges an Zeit.

Sevilla liegt am Fluss Guadalquivir, dem einzig schiffbaren Fluss Spaniens. Auch wenn ich einige Leute kennengelernt habe, die sich darin immer mal abgekühlt haben, sind Ausflüge an den Strand wahrscheinlich doch eine schönere Alternative. Der nächste und wahrscheinlich bekannteste ist der Playa de Matalascañas. Mir haben die Küstenorte El Palmar und Bolonia Beach sehr gut gefallen. Ich habe am Anfang jedes Wochenende an den Strandausflügen von ESN teilgenommen. Für 15 Euro waren wir jedes Wochenende woanders, Bus Hin- und Rückfahrt sowie Erfrischungen und Aktivitäten für den Strand waren inklusive.

Im Centro Internacional muss man sich auch für den Spanisch Kurs anmelden, den man besuchen möchte. Ich habe A2 gewählt, da ich diesen schon in Deutschland abgelegt hatte und mir geraten wurde, diesen in Spanien fortzusetzen, da es dort einiges schwerer werden wird.

Ich habe dort

  • einen Volleyballkurs (Theorie und Praxis; praktische und theoretische Prüfung),

  • einen Deutschdidaktik Kurs (kurzer Test (Multiple Choice) und eine Hausarbeit über 8 Seiten)

  • und einen Spanisch Kurs A2 besucht (mündliche Prüfung)

Den Rest durfte ich nicht besuchen oder konnte mich nicht einschrieben, ich war irgendwann einfach froh etwas zu haben.

Ansonsten bietet sich für Ausflüge, für die ein Auto benötigt wird, die Plattform Amovens an. Sie funktioniert quasi genau wie AirBnb aber für Fahrzeuge: Privatleute vermieten ihre PKWs für einen sehr günstigen Preis. Wir hatten damit nie Probleme. Besonders günstig wird es bei mehrtägigen Ausleihen.

Zum Fortbewegen in der Stadt habe ich hier, abgesehen davon, dass man vieles erlaufen kann, ein Fahrrad mit Sevici Bikes gemietet. Das ist eine Firma, die feste Fahrradstationen hat, wo man Räder jederzeit holen kann sowie aber auch wieder hinbringen muss. Ich fand das eine super Möglichkeit, da der Preis mit 33 Euro im Jahr wirklich erschwinglich war und ich zu Fuß zu einigen Veranstaltungen eine halbe Stunde brauchte, was einfach manchmal zu lang war.

Zum Thema Wetter kann ich von Sevilla nur schwärmen. Jeden Tag blauer, wolkenloser Himmel und Sonne satt. Im Monat regnet es vielleicht an zwei Tagen, wenn überhaupt. Allerdings muss ich ehrlich zugeben, dass ich mich zum Thema Winter in Sevilla besser hätte informieren sollen. Angekommen im September bei

bis zu 32 Grad, sanken die Temperaturen im November auf ca. 14 Grad in der Sonne am Tag bzw. auch mal auf 5 Grad nachts, was sich für deutsche Verhältnisse nicht sooo kalt anhört täuscht, denn die meisten Bars und Restaurants haben nur einen Außenbereich, so dass man für einen Drink o.ä. am Abend schon warm eingepackt sein sollte. Außerdem haben nur die wenigsten Wohnungen, Geschäfte und auch die universitären Räume Heizungen. Zwischenzeitlich aufwärmen ist also nicht möglich. Ich habe mich dann vor Ort mit einer kompletten winterfreundlichen Pullover-Montur ausgestattet, würde aber jetzt im Nachhinein meinen Koffer wirklich mit Winter und (Hoch)Sommersachen befüllen. Apropos keine Heizungen: für die Unterkunft sind warme Schlafsachen empfehlenswert und vielleicht sogar eine Wärmflasche. Die Nächte sind wirklich kalt, da die Häuser auch nur gering gedämmt sind.

Nützlich zu wissen beim Kofferpacken ist es vielleicht auch noch, dass man vor Ort in Sevilla einige Passfotos benötigt. Trotz dass in Spanien der deutsche Personalausweis als Ausweisdokument genügt, bietet es sich außerdem an, den Reisepass mitzunehmen, falls man Trips nach Marokko oder Gibraltar machen möchte. Außerdem bietet es sich an, für den Fall der Fälle alle Dokumente digital dabei zu haben.

Zum Schluss möchte ich noch auf die ESN-Rabatte hinweisen, die genutzt werden können, wenn man sich für 15 Euro die ESN Card zulegt. Am nützlichsten war meiner Meinung nach der Ryanair Rabatt, denn damit bekam ich 10% Ermäßigung auf meinen Flugpreis sowie ein 20kg Gepäckstück gratis dazu, was mir einiges an Zusatzkosten erspart hat. Auch bei Renfe und Omio, also den Reisewebsites, erhält man Ermäßigungen.

Wenn man Sehenswürdigkeiten wie Museen oder die großen Wahrzeichen Sevillas besuchen möchte, kann es von Rat sein, einmal die Öffnungszeiten zu checken und ob die jeweilige Einrichtung auch Tage anbietet, an denen der Eintrittspreis entfällt. So kann zum Beispiel der Real Alcazar montags gratis besucht werden. Auch den Eintritt für die Giralda kann man sich sparen, wenn man Einwohner von Sevilla ist. Der Mietvertrag reicht als Nachweis aus.

Ich habe trotz großer Startschwierigkeiten und einigem Ärger aufgrund universitärer Fehlkommunikation in Sevilla ein zauberhaftes halbes Jahr verbracht, was ich nicht missen möchte. Ich habe Freunde fürs Leben kennengelernt, die spanische Mentalität (aber auch deutsche!) schätzen gelernt, ganz Andalusien bereisen dürfen. Und trotz des starken Akzentes und anfangs scheinbar unüberwindbaren Sprachbarrieren hat sich sogar mein Spanisch weiterentwickelt. Alles in allem habe ich in den Monaten viel gelernt und kann jeder Person nur ans Herz legen, die Möglichkeit zu nutzen, im Ausland zu studieren.

Die Entscheidung, nach Sevilla zu gehen, war eher zufällig. Spanien war für mich fest, da ich die spanische Mentalität und den scheinbar super entspannten Alltag sehr interessant finde. In einem Gespräch in einer Mitfahrgelegenheit habe ich von meinem Vorhaben erzählt, die Fahrerin berichtete mir von ihrem unvergesslichen Aufenthalt in Sevilla und dass, falls ich da auch hingehen sollte, sie mir die Nummer ihrer Vermieterin geben würde. Nach einer groben Information zur Stadt, dem Anschauen der einzigartigen Altstadt und der Lage, stand für mich fest, dass auch ich nach Sevilla gehen möchte. Mein Zweitwunsch, den man bei der Bewerbung angeben muss, war Valencia, eine Stadt, die mir ebenfalls sehr gut gefällt. Im Nachhinein würde ich empfehlen vor der Bewerbung noch ein mal die Anbindung des Wunschortes zu prüfen. Als ich meinen Flug buchen wollte, ist mir aufgefallen, dass es fast nur Transit Flüge nach Sevilla gibt, was für Studierende, die Besuch empfangen wollen, ein Problem werden könnte.

Denise

Studiengang: Lehramt an Gymnasien, Französisch und Englisch

Auslandssemester, Januar bis Mai 2022

Gastinstitution: The University of New Mexico, Albuquerque, USA

Zuerst bin ich auf die Gastinstitution University of New Mexico (im Folgenden UNM) im Sommersemester 2019 aufmerksam geworden, als ich eine Informationsveranstaltung am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg besuchte, die sich dem Thema eines Auslandsaufenthaltes in einem englischsprachigen Land widmete. Neben Dozierenden waren hierbei auch einige Kommiliton:innen anwesend, die als returnees über ihre Erfahrungen berichteten und in mir den Wunsch bestärkten, es ihnen gleichzutun. Bis zur eigentlichen Bewerbung im November 2020 war mir bewusst geworden, dass ich im Gegensatz zu einem Sprachkurs oder einem Praktikum lieber ein Auslandssemester absolvieren wollen würde, und im Speziellen an einer US-amerikanischen Universität. Durch die Umstände der COVID-19-Pandemie erschien es dann wesentlich unsicherer, den Traum eines Auslandssemesters wahr werden lassen zu können, doch nach einem erneuten Informationsabend im Oktober 2020, dem Lesen einiger Erfahrungsberichte und einer gründlichen Recherche zu den drei

Partneruniversitäten der MLU entschied ich mich dennoch mit viel Hoffnung und Optimismus, mich an der UNM bewerben zu wollen. Dazu trug größtenteils deren akademisches Profil bei; das Kursangebot und die fachliche Ausrichtung am Department of English Language and Literatures sowie das American Studies Program überzeugten nicht zuletzt durch eine andere Fokussetzung als die am halleschen Institut für Anglistik und Amerikanistik, wodurch ich mir die Erweiterung meiner bisherigen Kompetenzen versprach.

Bewerbung am Institut, Visum, health care

Für die Bewerbung zum Auslandssemester an der Partneruniversität UNM in Albuquerque bewarb ich mich zunächst Anfang Dezember 2020 direkt am Institut für Anglistik und Amerikanistik in englischer Sprache mit einem Motivationsschreiben, einem Lebenslauf und einem Transcript of Records – hierfür genügte eine Notenübersicht aus dem Löwenportal. Kurz vor Weihnachten durfte ich die zweite Runde des Bewerbungsverfahrens in einem digitalen Bewerbungsgespräch bestreiten, und zum schönsten Weihnachtsgeschenk wurde die Zusage, tatsächlich einen Platz erhalten zu haben. Die eigentliche Organisation begann dann aber erst 2021, da nach der Zusage der MLU die Bewerbung über ein Onlineportal an der UNM im September anstand. Zu den einzureichenden Dokumenten gehörten eine Kopie des Reisepasses, welchen ich im April 2021 beantragt hatte, eine Übersicht über die Noten im Sinne von academic records (auch hier genügte die Übersicht aus dem Löwenportal), ein Nachweis über finanzielle Sicherheit, also beispielsweise eine Saldenübersicht, ein Nachweis über das Englischniveau, sowie eine Liste mit den gewünschten Kursen und die Bestätigung, sich mit zusätzlichen Gebühren auseinandergesetzt zu haben (course fees für spezielle Kurse, z.B. $20 für meinen Spanischkurs; eine exchange student fee in Höhe von $275; Kosten für die verpflichtende health insurance). Für den Nachweis der Sprachkenntnisse akzeptiert die UNM ausschließlich anerkannte Tests wie TOEFL oder Cambridge, weshalb ich im Mai 2021 einen TOEFL-Onlinekurs mit Prüfungsvorbereitung belegte, den die UNM online für $300 anbot, sodass ich im Juni 2021 mein TOEFL-Zertifikat erhalten konnte. Die Bewerbung über das Onlineportal der UNM verlief unproblematisch und zwei Wochen nach meiner Bewerbung erhielt ich auch von der US-Uni die Bestätigung, am Austauschprogramm teilnehmen zu dürfen. Mit den im Oktober per Post angekommenen immigration documents (dem DS-2019) war der nächste Schritt dann die Beantragung des J1-Visums. Hierfür war die Beantwortung eines mit unzähligen und teilweise fragwürdigen Items gefüllten Fragebogens nötig, die Überweisung der sogenannten SEVIS fee ($220) und der Kosten für das eigentliche Visum (144€). Mitte November 2021 fuhr ich schließlich nach Berlin zur US-Botschaft, wo ich nach relativ kurzer Wartezeit meinen Reisepass sowie das DS-2019 vorzeigen musste. Im Vorfeld hatte ich mich im Internet informiert, worauf man bei einem solchen Interviewtermin achten sollte, und welche Dokumente im Notfall hilfreich sein könnten, allerdings blieben alle Befürchtungen unbegründet, da ich lediglich nach meinem zukünftigen Aufenthaltsort und meiner Gastuniversität gefragt wurde und meine Motivation nicht ausführlich darstellen musste. Im November kümmerte ich mich außerdem um die health insurance, die Austauschstudierende an der UNM verpflichtend für den gesamten Aufenthalt in den USA abschließen müssen. Auf den Seiten der International Student Insurance entschied ich mich für den Budget-Plan für $48 im Monat, der zusammen mit der Option zur Absicherung im Sport zwar immer noch nicht viel abdeckt, aber zumindest etwas Absicherung versprach, von der ich glücklicherweise nie Gebrauch machen musste.

Finanzierung, Learning Agreement, letzte Vorbereitungen

Zur Finanzierung meines Auslandssemesters bewarb ich mich—im September übrigens viel zu spät; es wird eine Vorlaufzeit von sechs Monaten vor dem Auslandsaufenthalt empfohlen—für das Auslands-BAföG und parallel für das PROMOS-Stipendium. Für das Stipendium waren wohl das Motivationsschreiben, das Dozierendengutachten, der Nachweis der Sprachkenntnisse und das Learning Agreement die Bestandteile der Bewerbung, für die man am meisten Zeit benötigt und deshalb auch deutlich eher als vor Öffnung des Bewerbungsportals Mitte September sich um diese Nachweise bemühen sollte. Beim Dozierendengutachten bietet es sich an, sich an eine Lehrkraft zu wenden, deren Kurs man nicht nur besucht hat, sondern womöglich fachlich und persönlich einen guten Eindruck hinterlassen hat. Im besten Fall trifft man sich vorher zu einem Sprechstundentermin wie ich es mit Prof. Dr. Kersten tat, um die eigene Motivation besser darlegen zu können. Für den Nachweis der Sprachkenntnisse bevorzugt der DAAD einen DAAD-Sprachnachweis, den mir Frau Büttner vom Sprachenzentrum der MLU freundlicherweise nach einer Online-Prüfung ausstellen konnte. Das Learning Agreement hingegen bedurfte größerer Anstrengungen: Für die Bewerbung an der UNM musste ich eine Kursübersicht erstellen, sodass ich bereits im Sommer ungefähr wusste, welche Kurse ich belegen wollen würde. Mit den Zugangsdaten zum Portal konnte ich dann im November einsehen, welche Kurse tatsächlich im Spring Semester angeboten werden würden, stellte dann fest, dass sich meine präferierten Kurse nicht alle zeitlich kombinieren ließen, fand dann einen guten Ersatz, doch leider keine syllabi, die ich den Professor:innen der MLU für eine Einschätzung der Anrechenbarkeit hätte zukommen lassen können. Im nächsten Schritt kontaktierte ich also die Dozierenden der UNM direkt und fragte nach eventuell bereits vorhandenen syllabi oder einem groben Plan aus vergangenen Semestern. Nach und nach ließen sich so alle syllabi zusammentragen und die Professor:innen der MLU konnten sich für oder gegen eine Anrechnung aussprechen, und so konnte ich das Learning Agreement im Februar 2022 endlich einreichen. Im Dezember 2021 schloss ich die letzten Vorbereitungen ab: Ich kümmerte mich um die Flüge und beantragte eine Kreditkarte bei meiner Bank, ohne die ich während meines gesamten Aufenthaltes finanziell nicht überleben hätte können, da sowohl die Zahlungen an die Uni inklusive Miete als auch die Unterkünfte während meiner Trips nur mit Kreditkartenzahlungen beglichen werden konnten und meine Debitkarte an jedem Geldautomaten abgelehnt wurde. Im Dezember meldete ich mich ebenfalls für das Lobo Friends-Programm an, bei welchem jedem Austauschstudierenden ein:e Mentor:in zur Seite gestellt wurde, bei denen es sich um Studierende der UNM handelte. Weiterhin meldete ich mich bei International Students Inc. (ISI) für den airport pickup und für temporary homestay an, wodurch ich mit einer amerikanischen Gastfamilie in Kontakt gekommen bin, die mich Anfang Januar 2022 vom Flughafen in Albuquerque abholte und bei der ich zunächst für drei Tage unterkommen durfte. Da die Chemie zwischen uns stimmte, durfte ich bei Familie Landis bis zum Tag des Einzugs in das Studierendenwohnheim wohnen. Zu bedenken ist möglicherweise allerdings, dass ISI eine christliche Organisation ist, deren Freiwillige sich aus der Kirchengemeinschaft heraus engagieren, sich aber Studierenden aller Glaubensrichtungen verpflichtet fühlen. Zur Ausübung jeglicher religiöser Tätigkeiten darf man nicht gezwungen werden, aber falls Assoziationen mit der Institution Kirche Unbehagen auslösen, wäre die Unterkunft in einem Inn während der ersten Tage eine bessere Alternative. Und schließlich noch einige Schlagworte, über die ich mir vor meiner Abreise noch Gedanken gemacht hatte: Ein paar letzte Arztbesuche in Deutschland, um die eigene Gesundheit durchchecken zu lassen; die Ummeldung des Wohnsitzes sowie ein Postnachsendeauftrag an eine dauerhafte Adresse, um keine Briefe zu verpassen; eine Vollmacht für meine Eltern, sodass sie während meiner Abwesenheit in meinem Sinne beispielsweise Formulare der Bank unterschreiben durften. Hilfreich während der gesamten Vorbereitung waren meine zahlreichen To-Do-Listen mit allen Dokumenten und Fristen und dem aktuellen Stand der Organisation. Empfehlenswert ist es außerdem, sich mit returnees aus Albuquerque zu unterhalten, weil man somit sehr wertvolle Tipps erhalten kann. Weiterhin lohnt es sich, mit allen Bewerbungen und Anträgen relativ zeitig anzufangen, da es gerade bei Behörden manchmal länger dauern kann – ich spreche da eindeutig aus Erfahrung: Wenn ich mit einigen Bewerbungen eher angefangen hätte, hätte der Herbst 2021 wohl etwas entspannter sein können. Wirkliche Schwierigkeiten hatte ich bei der Organisation kaum; die Menge an Dokumenten und auszufüllenden Formblättern kann mitunter überwältigend sein, und wenn man denkt, man hätte alles geschafft, steht plötzlich noch ein neues Formular zum Ausfüllen bereit. Landeskundlich und sprachlich brauchte ich so gut wie keine Vorbereitung, wovon man bei Studierenden der Anglistik/Amerikanistik aber vielleicht auch ausgehen könnte. Das legalese auf den Informationsseiten zum Visum war mitunter nicht ganz einfach zu verstehen, aber selbst das ließ sich bewältigen, sodass meinem Aufenthalt in Albuquerque nichts im Wege stand.

Ebenfalls im November bewarb ich mich für einen Wohnheimplatz direkt auf dem Campus, wofür ich leider auch erst kurz vor Weihnachten die Zusage erhielt. Die sich auf dem Campus befindenden Wohnheime sind entweder traditioneller Art (ja, wie in den Filmen mit geteiltem Doppelzimmer und Gemeinschaftsküche und –bad), Doppelzimmer mit eigenem Bad, oder eigenem Zimmer und geteiltem Bad, was einer deutschen Wohngemeinschaft am nächsten kommt. Ich habe mich für unterschiedliche Wohnheime und Zimmertypen beworben und schlussendlich ein Doppelzimmer im Wohnheim Alvarado mein Zuhause nennen können. Die Vorteile, dass ich bereits bei Anreise in die USA eine gesicherte Unterkunft und relativ kurze Wege zum bzw. auf dem Campus haben würde, überwogen für mich, sodass ich mich nicht noch mit dem Wohnungsmarkt in Albuquerque beschäftigen musste. Der Großteil der internationalen Austauschstudierenden, die ich kennenlernen durfte, wohnte übrigens auch zumeist in einem der Wohnheime. Die Miete für mein Zimmer belief sich auf monatlich $520 für ein gemeinsames Zimmer mit Bett, Schreibtisch, Stuhl, einem kleinen Schrank, einer Garderobe und Ablagefläche mit Spiegel, alle Nebenkosten wie Strom, Wasser, Heizung inklusive. Wie bei jedem Neubezug ist allerdings zu beachten, dass man sich zu Beginn des Semesters vor Allem zügig Bettwäsche und zumindest einige Haushaltsutensilien besorgen sollte, je nachdem, ob man sich komplett selbst verpflegen möchte oder sich für einen meal plan entscheidet. Für mindestens $2000 im Semester verfügt man dann über 15 meal swipes pro Woche oder bis zu 3 meal swipes pro Tag, mit denen man entweder in der Mensa La Posada Frühstück, Mittagessen oder Abendbrot zu sich nehmen kann, oder den meal swipe in Geschäften auf dem Campus wie beispielsweise Einstein Bros. für ein Getränk und einen entrée einlösen kann. Ich entschied mich gegen den meal plan, weil mich einerseits die hohe Summe abschreckte und ich andererseits flexibler sein wollte, um nicht jeden Tag in die Mensa essen gehen zu müssen.

Durch die Unterbringung bei meiner amerikanischen Gastfamilie und dem im Vorfeld bereits organisierten Wohnheimzimmer konnte ich mich Anfang Januar gut in Albuquerque einleben. Ohne mein Zimmer im dormitory hätte ich mich um eine andere Unterkunft off-campus bemühen müssen, bei der ISI auch Hilfe angeboten hätte. In den Tagen vor dem Einzug bekam ich viel Unterstützung von meinen Gasteltern, die mit mir in second hand stores nach Haushaltsgegenständen und anderen Dingen, die man so zum Leben braucht, geschaut haben. Weiterhin äußerst hilfreich war das furniture give-away von ISI, bei dem ich unter anderem Bettwäsche und ein ungenutztes Kissen von einer Freiwilligen bekam. Außerdem gibt es die Aktion Lobo Reclaim, bei dem Studierende aus dem vorherigen Semestern Gebrauchsgegenstände für zukünftige Studierende spenden konnten, die sie selbst nicht mehr benötigen – allerdings vermute ich, dass der Zugriff auf diese Artikel nur zu Beginn des Fall Semesters zu Beginn des akademischen Jahres besteht, da ich von dieser Möglichkeit zu Beginn des Spring Semesters nichts erfahren hatte.

Mein Zimmer im dorm empfand ich als ausreichend groß, allerdings ist es natürlich eine ganz andere und für mich neue Erfahrung gewesen, sich ein Zimmer mit einer fremden Person teilen zu müssen, aber dadurch habe ich womöglich die volle campus experience erleben können. Auch wenn es im Zusammenleben mit anderen Menschen immer wieder zu kleinen Konflikten kommen kann, würde ich sagen, dass ich mich mit meiner Zimmergenossin relativ gut verstanden habe und mich dementsprechend erneut für ein Doppelzimmer entscheiden würde. Zu den $520 für die Miete kamen monatlich rund $275 für die Verpflegung hinzu, wobei ich teilweise in die Mensa ging, mir selbst Essen kochte, im SRC Market fertige Gerichte kaufte oder natürlich auch mal auswärts aß. Dazu kamen dann außerdem noch mein Handyvertrag bei T-Mobile für $40 monatlich, Einkäufe in Drogerie und Supermarkt, und im Laufe des Semesters auch mehrere Ausflüge, Freizeitaktivitäten und das Ausgehen, sodass ich monatlich rund $1100 ausgab. An der UNM belegte ich beispielsweise einen Pi-Yo Kurs im Rahmen des World of Wellness Programms, für das man im Semester $75 bezahlt, um an beliebig vielen Kursen teilnehmen zu können, beispielsweise Cycling, Yoga, Core, usw.

Insgesamt habe ich versucht, viele Angebote der UNM zu nutzen,

so z.B. das Fitnesscenter Johnson Gym mit Schwimmbad, die zahlreichen Events,

die vom Global Education Office (GEO) organisiert wurden, der Besuch mehrerer Konzerte, graduate recitals und Basketballspiele der Lobo Frauenmannschaft und die regelmäßige Teilnahme am French Club. Insofern entstand bei mir der Eindruck, dass an der UNM wesentlich mehr Veranstaltungen freizeitlicher Natur stattfinden als an der MLU – May the Fourth wurde im Student Union Building (SUB) groß zelebriert. Neben diesen social activities gefiel mir auch die Betreuung an der Gasthochschule sehr gut. Alle meiner vier Dozierenden waren stets sehr hilfsbereit, haben bei Fragen sowohl persönlich als auch per E-Mail zügig und kompetent weiterhelfen können, und im Allgemeinen habe ich mich sehr gut betreut gefühlt: Ich habe gespürt, wie den Professor:innen mein persönliches akademisches Vorankommen am Herzen lag. Ebenso standen die Mitarbeiter:innen des GEO mir bei Fragen zum Visum, zu den im nächsten Jahr auszufüllenden Steuerformularen und bei meinem Learning Agreement tatkräftig zur Seite. Mit dem für die Etage im Wohnheim zuständigen resident advisor hatte ich wenig Kontakt, aber ich hatte den Eindruck, dass man sich bei Fragen durchaus auch immer an die anderen RAs wenden konnte.

Cheerleader beim Spiel der Women New Mexico Lobos

Roadtrip durch New Mexico zu Spring Break

Rollerskating Event im Student Union Building

Das Kursangebot an der UNM habe ich zumindest im Studienbereich Anglistik/Amerikanistik als ein sehr umfassendes empfunden. Gerade die Bereiche der Native American Studies und Chicano/a Studies waren für mich höchstinteressant, da vergleichbare Kurse an der MLU kaum bzw. eher selten angeboten werden. Zu meinen Kursen gehörten Traditional Grammar, Introduction to Chicanx Literature, Indigenous Film und Spanish II, die mir bis auf den Spanischkurs voraussichtlich auf mein Studium in Halle angerechnet werden können. Somit konnte ich im Bereich der Sprachwissenschaften mein bisheriges Wissen zur Syntax erweitern und vertiefen; im Bereich der Literaturwissenschaft lernte ich den Literaturzweig der Chicano/a Literatur und die entsprechenden kulturellen Grundlagen wie die politische Bewegung des Chicano Movement in den 1970er Jahren kennen, wodurch ich ebenso Wissen über die Region des Southwest und die hispanische Bevölkerung der Vereinigten Staaten erwerben konnte. Der Kurs Indigenous Film, der erst ab der zweiten Semesterhälfte nach dem spring break im März begann, führte mich tiefer in den Themenbereich der Native American Studies ein, den ich bisher in Halle nur angerissen hatte, und zeigte mir außerdem das mir zuvor unbekannte Genre des Indigenen Films auf, das ich mit Konzepten wie settler colonialism, sovereignty und dem trope des vanishing Indian zu verstehen beginne. Der Spanischkurs rundete meine Auslandserfahrung in akademischer Sicht perfekt ab, da ich nicht nur sprachliche Basiskenntnisse in meinem Literaturkurs zu Chicano/a Literatur gut nutzen, sondern vor Allem im Bundesstaat New Mexico die kulturelle Pluralität besser begreifen und außerdem meine neu gewonnen lateinamerikanischen Freunde ansatzweise verstehen konnte. Insofern konnte ich durch mein Auslandssemester bisherige Wissensbestände quantitativ und qualitativ ergänzen. Während meines Studiums an der UNM bin ich erfreulicherweise mit Konzepten und Autor:innen in Kontakt gekommen, denen ich wohl an der MLU nie oder nicht in dieser Tiefe Beachtung geschenkt hätte. Ich hoffe, dass es mir möglich sein wird, im Verlauf meines weiteren Studiums an der MLU das erworbene Wissen in Seminaren der Vertiefungsmodule anzuwenden, sei es zum Thema Medien- und Filmanalyse, Interpretation von literarischen Werken unter Berücksichtigung gesellschaftlicher Faktoren oder im Hinblick auf die Hispanic community in den USA.

Bisher noch nicht berücksichtigt wurden die Erfahrungen, die

man außerhalb der Kurse gesammelt hat, die sich aber

möglicherweise auch nicht so einfach explizieren lassen.

Die von mir gesammelten Erfahrungen entsprechen vielleicht

denen vieler, die sich für ein Auslandsstudium an der UNM

entscheiden, doch sind es gerade die Erlebnisse und

Vorkommnisse im Umgang mit der Gastfamilie, im

dormitory, die Teilnahme am Unisportprogramm und die

Entscheidung dafür, neue Leute kennenlernen zu wollen, die

eigene Komfortzone zu verlassen, auch bei Rückschlägen nicht aufzugeben und aktiv Erinnerungen sammeln zu wollen, die meine Lernerfahrung während des Auslandssemesters am besten beschreiben. In vielen Momenten machte ich mir bewusst, es wirklich geschafft zu haben: Das US-amerikanische Unisystem erleben zu können, eine campus experience im shared dorm wie in den Filmen zu haben, sich mit Muttersprachler:innen über Politik, Religion, das Leben in den USA austauschen zu können, eine internationale Freundesgruppe zu haben, das Reisen in andere Bundesstaaten und das Erleben der so andersartigen Natur, ja all dies macht meinen Auslandsaufenthalt im Rückblick so spannend. Auch für meine zukünftige Berufslaufbahn als Gymnasiallehrerin schätze ich diese Erfahrungen als besonders wertvoll ein, da ich meinen Schüler:innen nicht nur sprachlich ein gutes Vorbild sein können werde, sondern meine Erfahrungen – allein schon zum Thema critical incidents finden sich sehr viele Beispiele – und eigenes Bildmaterial in den Unterricht einbauen kann.

In Bezug auf die Landessprache stelle ich fest, dass ich zumindest meiner Ansicht nach nun eine flüssigere und idiomatischere Sprachverwendung habe. In jeglichen Situationen während des Auslandsaufenthaltes war ich gewissermaßen gezwungen, die englische Sprache zu verwenden, und nur bei den Telefonaten in die Heimat durfte ich Deutsch sprechen. Des Weiteren bin ich jetzt sicherer in der Verwendung gängiger und authentischer Antworten und Höflichkeitsformen, was u.a. das Thema des small talk einschließt. Ich habe versucht, weiterhin an meinen persönlichen Fehlerquellen zu arbeiten und im Sinne des monitoring noch aufmerksamer zu sein, wie ich

selbst und wie im Vergleich dazu Muttersprachler:innen Sachverhalte ausdrücken, und auch wenn ich leider weiterhin zu den gleichen Fehlern tendiere, bin ich zumindest aufmerksamer geworden und korrigiere mich selbst häufiger. Ein weiteres wichtiges Anliegen war zudem auch die Verbesserung meiner Aussprache, bei der ich nun hoffe, dass sie noch authentischer und natürlicher geworden ist und ich gewisse Dinge beibehalten kann. Durch die wöchentlich zu verfassenden journal entries in meinem Literaturkurs und die discussion posts und reading posts für den Kurs Indigenous Film bemerke ich weiterhin Verbesserungen im schriftlichen Bereich.

Der Auslandsaufenthalt hat mich ferner auch persönlich weitergebracht. An jeder aufgekommenen Schwierigkeit konnte ich wachsen und mich der Bewältigung der Situation stellen (Der Flug von Houston nach Albuquerque wurde gecanceled? Kein Problem, ab zum customer service! – Der Zugang zur Lernplattform funktioniert nicht? Auf zum ersten Telefonat mit einem US-amerikanischen help desk! – Die Mitbewohnerin redet nicht mehr mit mir und ist sauer? Da hilft nur ein klärendes Gespräch!). Gerade in der Vorbereitung des Auslandssemesters fühlte sich jede Schwierigkeit wie ein Rückschlag an, aber im Laufe des Semesters ging ich immer gelassener mit jeder Hürde um. Im Umgang mit englischen Muttersprachler:innen bin ich offener, selbstbewusster und auch ein Stück mutiger geworden, und auch der mir anfangs so unangenehme small talk mit Fremden ist nun ein Leichtes geworden. Ich habe viel über mich selbst gelernt und über die Art, wie ich kommuniziere, und bin auch ein ganzes Stückchen mehr assertive geworden, gerade wenn es darum geht, dass man etwas unbedingt erreichen möchte.

Zukünftige PROMOS-Stipendiat:innen möchte ich ermutigen, an ihren Plänen und Träumen festzuhalten, sich durch alle Anforderungen und die fordernde Vorbereitung durchzukämpfen, denn es lohnt sich ganz gewiss. Egal wie ihr euren Auslandsaufenthalt gestaltet, ihr werdet unvergessliche Erfahrungen machen und Momente erleben, die man am liebsten so genau nochmal erleben würde. Falls ihr euch für ein Studium an der UNM entscheidet, dann lege ich euch nochmal ganz besonders ans Herz, an den Veranstaltungen von GEO teilzunehmen und euch nicht zu scheuen, die Initiative zu ergreifen und einem Club beizutreten. Vielleicht trefft ihr so wie ich auf Menschen verschiedenster Länder, die zu Freund:innen werden, und habt eine wundervolle Zeit, von der man sich nie hätte vorstellen können, dass der Auslandsaufenthalt in jedweder Hinsicht tatsächlich so bereichernd wird.

Wenn ihr für das Spring Semester nach Albuquerque geht: nehmt auf jeden Fall warme Sachen mit – nein, auch wenn die Stadt in einer Wüstenlandschaft liegt, heißt das nicht, dass auch schon im Januar sommerliche Temperaturen herrschen.

Mein Song des Auslandssemesters war auch absolut dieser:

Ich habe mich für die USA entschieden, da ich im anglophonen Ausland meine Sprachkenntnisse verbessern bzw. perfektionieren wollte. Wenn man bedenkt, dass ich zwei Fremdsprachen auf Lehramt studiere, sollte es eigentlich schon fast ein Muss sein, in der Zielkultur eine gewisse Zeit zu verbringen. Ich hatte schon länger den Traum, für ein Semester in die USA zu gehen, weil ich mich zum einen für die amerikanische Varietät des Englischen entschieden habe. Zum anderen wollte ich selbst herausfinden, ob die Klischees wahr sind und mich auf das Abenteuer begeben.

Meine Wahl fiel auf Albuquerque, da mir das Kursangebot der UNM mehr zusagte als jene der anderen Partneruniversitäten in Bozeman, Montana oder in Statesboro, Georgia. Außerdem lockten das wärmere Klima, eine mir bisher völlig unbekannte Landschaft (trocken und manchmal wüstenähnlich) und auch die interessante kulturelle Zusammensetzung des Bundesstaates mit hispanischen und indigenen Einflüssen.

bottom of page